ASTAG fordert Massnahmen gegen «drohenden Kahlschlag»
Trotzdem bleibe die staatliche Abgabenlast unvermindert hoch, schreibt die ASTAG in einer Mitteilung vom Mittwoch. . ASTAG-Zentralpräsident Adrian Amstutz erklärte dazu in Bern: «Die Politik nimmt viele Transportbetriebe so stark in den fiskalischen Würgegriff, dass keine Luft zum unternehmerischen Atmen bleibt.» Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG fordert deshalb massive und rasche Erleichterungen im fiskalischen und administrativen Bereich. Er hat dem Bundesrat einen konkreten Massnahmenkatalog zugestellt, damit der Wirtschaftsaufschwung dereinst nicht an fehlenden oder mangelhaften Transportstrukturen in der Schweiz scheitert.
Auftrage bis zu 60 Prozent rückläufig
Mit einem Auftragsrückgang von bis zu 60 Prozent macht sich die Wirtschaftskrise im internationalen Strassentransport schon seit letztem Herbst auf dramatische Weise bemerkbar. «Wir sind in diesem Bereich zudem zusätzlich indirekt in die Negativspirale der EU-Osterweiterung geraten», schilderte ASTAG-Vizepräsident und Transportunternehmer Jean-Daniel Faucherre die umfassende Problematik vieler mittlerer Transportunternehmungen. Der Druck aus dem Ausland habe sich verschärft, so dass man gezwungen sei, Fahrzeuge still zu legen und Personal abzubauen. «Der Konjunktureinbruch hat damit auch eine soziale Komponente», so Faucherre.
Stückgutlogistik besonders vom Abschwung betroffen
Immer mehr ist davon seit Jahresbeginn auch der Schweizer Transport und vor allem die Stückgutlogistik betroffen. Während die Umsätze sinken und die Erträge zurückgehen, mehren sich die Fälle von Kurzarbeit, Entlassungen und Konkursen. Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen kämpfen mit erheblichen Liquiditätsproblemen, zumal die Banken mit Überbrückungskrediten äusserst zurückhaltend sind.
Transportunternehmen mit dem Rücken zur Wand
Zahlreiche Transportunternehmen stehen deshalb mit dem Rücken zur Wand. Wie Adrian Amstutz, Zentralpräsident des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands ASTAG an einer Medienkonferenz heute in Bern ausführte, drohe sogar ein eigentlicher «Kahlschlag im Schweizer Binnenverkehr». Mehr als 40 Prozent der ASTAG-Mitglieder seien im Nahverkehr tätig; viele von ihnen hätten wegen fehlender finanzieller Reserven und kleinem Personalbestand kaum die Möglichkeit zu reagieren. Somit ist zu befürchten, dass der bisherige Strukturwandel über das gesunde Mass hinausführt und es zur Zerstörung eines funktionierenden Transportsystems kommt.
Schaden für die ganze Schweizer Wirtschaft
«Umso gravierender sind die Folgen, wenn die Wirtschaftskrise während den nächsten Monaten auch den Nahverkehr erfassen sollte», betonte Transportunternehmer und ASTAG-Zentralkassier Peter Galliker. Erste Anzeichen seien bereits spürbar. Laut Amstutz würden dann zumal beim nächsten konjunkturellen Aufschwung die notwendigen logistischen Kapazitäten und Transportstrukturen fehlen. «Darunter leidet die ganze Schweizer Wirtschaft».
Transportgewerbe im «fiskalischen Würgegriff»
Trotzdem zeigten die Behörden bisher kein Entgegenkommen. Vielmehr wurde die Situation durch staatliche Zwangsmassnahmen noch verschärft. So nahm die Gesamtabgabenlast mit der versteckten Erhöhung der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) per 1. Januar 2009 nochmals massiv zu. Für den Bund sind möglichst hohe Einnahmen offenbar wichtiger als ein intaktes Transportsystem, das unentbehrliche Leistungen für die gesamte Wirtschaft erbringt. Zentralpräsident Adrian Amstutz sprach deshalb von einem «fiskalischen Würgegriff der Politik», der keine Luft mehr zum unternehmerischen Atmen lassen würde.
Entlastung des Binnenverkehrs dringend notwendig
Die ASTAG fordert deshalb, dass sich der Staat in der jetzigen Situation nicht nur für die Grossbanken einsetzt. Stattdessen muss endlich auch der Strassentransport rasch und massiv entlastet werden. Notwendig seien nicht Subventionen, sondern vor allem fiskalische und administrative Erleichterungen, so Amstutz weiter. Konkret fordert die ASTAG in einem Schreiben an den Bundesrat, dass umgehend Gebühren gesenkt und vor allem der Nahverkehr gegenüber dem ausländischen Transitverkehr entlastet wird, wie dies in allen umliegenden Ländern auch üblich ist. Der Strassentransport darf nicht zugrunde gerichtet werden. Denn für die Schweizer Wirtschaft ist er «too important to fail»!
Konjunktureinbruch und Strassentransport – Die Fakten
Die Inverkehrsetzung neuer Nutzfahrzeuge hat gemäss Bundesamt für Statistik (BfS) zwischen Januar und Mai 2009 gegenüber der Vorjahresperiode um 14,1 Prozent abgenommen. Statt Neuerwerbungen gab es Stilllegungen von Fahrzeugen. Die Anzahl der registrierten Arbeitslosen in der Berufsgruppe Transport und Verkehr hat im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um 63,9 Prozent zugenommen (Quelle: seco). Die Anzahl der neu gegründeten Unternehmen ist in der Zeitspanne Januar bis Mai von 442 (Jahr 2008) auf 366 (2009) zurück gegangen (Quelle: Dun & Bradstreet). Dies entspricht einem Rückgang von 17 Prozent. (astag/mc/ps)