Die Umstrukturierung der Atel im Hinblick auf den Zusammenschluss verzögere sich wegen der Klage, räumte Atel-Konzernchef Giovanni Leonardi an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich ein. Es handle sich aber nicht um eine «fundamentale Störung» des Prozesses, fügte Finanzchef Kurt Baumgartner an. Hintergrund der Klage ist der Widerstand der Mailänder Minderheitsaktionärin AEM. Sie stellt sich aber nicht grundsätzlich gegen die Bildung eines neuen Stromgiganten, die in einem ersten Schritt die Verschmelzung der Atel-Muttergesellschaft Motor Columbus mit Atel vorsieht.
Pflichtangebot umstritten
AEM stellt lediglich das Pflichtangebot in Frage. Bei der Transaktion kommt es zu einem gegenseitigen Aktientausch, nicht aber zu einer Ausstiegsmöglichkeit, die mit Geld abgegolten werden könnte. «Im schlimmsten Fall müssten wir das Pflichtangebot ändern», sagte Baumgartner. AEM hält 5,8% an Atel. Er sei aber zuversichtlich, dass das Bundesgericht das bestehende Pflichtangebot als gesetzeskonform ansehe. Dies umsomehr, als dass das Angebot nunmehr bereits zweimal von der Übernahmekommission (UeK) und der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) bestätigt worden sei.
Neugestaltung der Strombranche
Der Zusammenschluss von Motor Columbus und Atel sind Schritte zu einer Neugestaltung der Schweizer Strombranche. Die «neue Atel» soll mit der Westschweizer EOS zusammengeführt werden. Teil des westlichen Gegenpols zur Axpo sollen auch die Schweizer Aktivitäten der Eléctricité de France (EDF) werden. Die Integration werde im «Laufe des nächsten Jahres» erfolgen können, sagte Leonardi. Mit einem Entscheid des Bundesgerichtes rechnet er bis Mitte Jahr.
Gewinn 2006 auf 900 Mio. Franken verdoppelt
Jedenfalls geht die Aare-Tessin AG für Elektrizität (Atel) gut gerüstet in die Fusion. Für 2006 legt der Stromdienstleister erneut ein Rekordergebnis vor. Wie anfang Februar berichtet, verdoppelte sich der Gewinn auf 899 Mio CHF. Der Betriebsgewinn (EBIT) wuchs um 104% auf 1,106 Mrd CHF. Der Umsatz legte um 32% auf 11,3 Mrd CHF zu. Dabei erwirtschaftet das Segment Energie 9,7 Mrd CHF. 10% des Energie-Umsatzes wird in der Schweiz erzielt.
Atel will neue KKWs bauen
Atel wolle auch im laufenden Jahr ihre Wachstumsstrategie fortsetzen, sagte Leonardi. Vor allem soll die Energieproduktion weiter gestärkt werden. Leonardi bekräftigte den Willen der Atel, sich am Bau eines neuen Kernkraftwerks (KKW) in der Schweiz zu beteiligen. Atel sei auch bereit, um die bis zur Fertigstellung neuer KKWs drohende Stromlücke mit dem Bau einzelner Gaskombikraftwerke zu schliessen. Atel will bis Ende 2007 zusammen mit anderen Partnern ein Konsortium für die Planung und den Bau eines oder mehrerer neuer KKW auf die Beine stellen. Diesbezüglich seien aber noch keine Entscheide gefallen. (awp/mc/pg)