Am Vortag war bekannt geworden, dass die Finanzlage Griechenlands noch prekärer ist als bisher bekannt. Im vergangenen Jahr belief sich das Haushaltsdefizit auf 13,6 Prozent der Wirtschaftsleistung. Der Schuldenberg wuchs auf 273 Milliarden Euro – das entsprach 115 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und lag weit über dem von der EU erlaubten Gesamtschuldenstand von 60 Prozent.
Jetzt läuft alles automatisch
Die Euro-Länder stellten Kredite von bis zu 30 Milliarden Euro in Aussicht. Die EU bestätigte den Antrag Athens. Währungskommissar Olli Rehn sagte: «Das läuft jetzt alles automatisch ab.» Es geht bei dem kombinierten EU-IWF Hilfspaket um insgesamt 45 Milliarden Euro. Bis 19. Mai müssen rund elf Milliarden Euro aufgetan werden, um einen Teil der Kredite zu bedienen. In den öffentlichen Kassen seien nur zwei Milliarden Euro. Medien sahen immer mehr die dunklen Wolken eines Bankrotts heraufziehen.
‹Neue Odyssee»
Papandreou sprach von der kleinen Mittelmeerinsel Megisti (Kastelorizo) aus. Dabei war seine Rede sehr emotional. Die Griechen erwarte eine «neue Odyssee», sagte er. «Wir kennen aber den Weg nach Ithaka», fügte Papandreou hinzu. Zur Erklärung meinte Papandreou, dass die Hoffnung, die internationalen Märkte würden positiv auf das griechische Sparprogramm und die Hilfeplan der EU reagieren, habe sich nicht erfüllt. Griechenland laufe Gefahr, dass wegen der Spekulanten alle Sparanstrengungen zunichte gemacht werden. Aus diesem Grund sei Athen gezwungen, jetzt schon zu handeln.
30 Mrd. Euro-Hilfe
Die Euro-Länder wollen Athen mit bis zu 30 Milliarden Euro im ersten Jahr unter die Arme greifen – Deutschland würde davon bis zu 8,4 Milliarden Euro übernehmen. Auf den IWF könnten zusätzlich bis zu 15 Milliarden Euro zukommen. In Athen verhandeln Experten des IWF, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Europäischen Kommission über die Modalitäten zur Hilfeleistung. Nach der Erklärung Papandreous stieg die griechische Börse um vier Prozent. Ziel der Regierung in Athen bleibt es, in diesem Jahr das Staatsdefizit um vier Prozent zu drücken.
Merkel: Strenge Bedingungen für Griechenland-Hilfe
Die deutsche Regierung ist zu rascher Hilfe für Griechenland bereit, knüpft die beantragten Finanzmittel aber an «strenge Bedingungen». Es komme darauf an, dass Athen der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein glaubwürdiges Sparprogramm vorlege, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag in Berlin, nachdem sie zuvor mit dem griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou telefoniert hatte. Nach Auskunft Papandreous werde dies noch einige Tage in Anspruch nehmen. (awp/mc/pg/16)