Die Lufthansa will bis 31. Juli grünes Licht für die Übernahme, weil ihre Offerte an die AUA-Aktionäre dann ausläuft. Die EU-Wettbewerbshüter wollen jedoch, dass die Lufthansa dafür auf weitere Flugstrecken verzichtet. Eine Lufthansa-Sprecherin verwies am Montag jedoch erneut auf die bestehende Verhandlungsgrundlage: «Unser Angebot liegt seit Freitag vor.» Die AUA-Aktie machte bis zum Nachmittag ihre Verluste vom Vormittag weitgehend wett und lag zuletzt mit 0,29 Prozent im Minus bei 3,44 Euro. Lufthansa-Papiere legten um 0,23 Prozent auf 8,62 Euro zu, entwickelten sich damit jedoch schwächer als der DAX .
Mehrere Alternativen
Die Übernahmeofferte der Lufthansa für die AUA läuft am 31. Juli aus. Eine Verlängerung gilt als höchst fraglich. Sollten die verhärteten Fronten mit der EU bis Ende Juli bestehen bleiben, bieten sich dem DAX-Konzern nach Ansicht von Experten noch immer mehrere Möglichkeiten. So könnte die Lufthansa den Ablauftermin des Angebots streichen und auf diese Weise mehr Zeit für eine Einigung mit der EU erhalten.
Sperrfrist
Einem solchen Schritt müsste allerdings die österreichische Übernahmekommission zustimmen. Andererseits könnte die Lufthansa die Übernahme für gescheitert erklären. Dann fielen alle Aktien an die bisherigen Aktionäre zurück. Die Lufthansa könnte dann ein neues Kaufangebot abgeben. Zwar gilt dafür normalerweise eine Sperrfrist von einem Jahr. Die Übernahmekommission könnte diese Zeit aufgrund triftiger Gründer jedoch deutlich verkürzen, was in anderen Fällen bereits vorgekommen ist.
Kaufverzicht nicht ausgeschlossen
Als gänzlich unwahrscheinlich gilt unter Experten, dass die Lufthansa die Bedingungen für die Übernahme als erfüllt erklärt und die ihr angebotenen gut 88 Prozent der Aktien erwirbt. Dann nämlich müsste sie alle Auflagen akzeptieren, die die EU-Kommission ausspricht – und doch wie geplant 4,49 Euro je frei gehandelter AUA-Aktie bezahlen. Zudem hat die grösste deutsche Airline die Möglichkeit, ganz auf den Kauf der AUA zu verzichten.
Verzicht auf Strecken
Am Freitag hatte die EU-Kommission die bisherigen Zugeständnisse der Lufthansa als unzureichend bewertet. Die Lufthansa habe im Vergleich zu früheren Vorschlägen «einen Schritt voran und zwei zurück gemacht». Bis Montagfrüh sollte die Airline nun weitere Zugeständnisse machen, etwa auf bestimmte Strecken verzichten. Mit diesen Massnahmen will die EU den Wettbewerb in Zentraleuropa aufrechterhalten.
Ball bei Lufthansa
Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann sieht nun die deutsche Fluglinie am Zug. «Die Lufthansa muss sich der Diskussion stellen», sagte er. Er selbst wolle an diesem Montag erneut mit EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso über das Thema sprechen. Für eine Genehmigung der österreichischen Staatshilfe von 500 Millionen Euro zugunsten der AUA hatte es seitens der EU bereits positive Signale gegeben. Die Lufthansa hatte die Übernahme auch von dieser Finanzspritze abhängig gemacht. (awp/mc/ps/26)