«Die Preisdrückerei in Deutschland schwappt auf die Schweiz über», sagt Bolliger im Interview mit der Zeitung «Sonntag». «Das ist eine ungesunde Entwicklung, die auch hierzulande volkswirtschaftliche Probleme verursacht.»
«Enormer volkswirtschaftlicher Schaden»
Bolliger greift in dem Interview die deutschen Harddiscounter Aldi und Lidl scharf an. «Die Besitzer von Aldi und Lidl werden immer reicher und drücken auf Kosten der Produzenten und Mitarbeiter permanent die Preise», sagt der Migros-Chef. «Der volkswirtschaftliche Schaden ist enorm, der brutale Preiskampf vernichtet ganze Existenzen.» Die Harddiscounter drückten die Preise bei den falschen Produkten. Bei den Milchbauern werde der letzte Cent rausgewürgt, damit der Milchpreis nochmals gesenkt werden könne.
Mehr verkauft bei stagnierendem Umsatz
Eine gefährliche Spirale sei auch bei den Löhnen im Gang, wo in Deutschland Leiharbeiter zu einem Stundenlohn von 7 EUR eingestellt würden. Am Schluss müssten die Steuerzahler die Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger zahlen. Angesichts dieses Drucks aus dem Ausland bleibe Migros keine andere Wahl, als die Preise ebenfalls zu senken. Das wiederum wirkt sich auf den Umsatz des «orangen Riesen» aus, der 2009 lediglich auf Vorjahresniveau stagnierte. Die verkauften Mengen seien zwar höher, die Preise aber im Schnitt viel günstiger als letztes Jahr.
Denner behauptet sich «hervorragend»
Im Oktober habe die Teuerung im Supermarktbereich bei minus 3% gelegen, verglichen mit plus 2,5% ein Jahr zuvor. Diese Differenz von 5,5% habe über mehr Menge nicht wettgemacht werden können. Innerhalb des Migros-Konzerns gebe es ganz unterschiedliche Entwicklungen: Bei Migrol und Hotelplan gehe der Umsatz zurück. Sehr gut arbeite M-Electronics, und Denner behaupte sich «hervorragend». Gut liefen auch der Sportbereich, die Migrolino-Shops und die Migrosbank.
Stellenabbau im Konzern
Für das kommende Jahr stellt Bolliger einen Umsatz im Detailhandel auf dem Niveau von 2009 in Aussicht. Einen generellen Stellenabbau schliesst Bolliger aus, doch werde die Zahl der Mitarbeitenden im Konzern zurückgehen. Der Abbau soll aber über die natürliche Fluktuation abgewickelt werden.
(awp/mc/hfu/01)