«Wir haben Europa mit Öl überfüttert (…) Sobald wir uns China, Südkorea, Australien und Japan zuwenden, wird das sofort weniger Öl für unsere europäischen Kollegen bedeuten», sagte der Transneft-Chef Semjon Wainschtok der Moskauer Tageszeitung «Nesawissimaja Gaseta» (Montagausgabe). Transneft will noch im April mit dem Bau der ersten russischen Pipeline in Richtung China beginnen.
Als Energieexporteur benachteiligt
Wainschtok bekräftigte zudem die russische Haltung, man fühle sich als Energieexporteur benachteiligt, weil auf den Weltmärkten das russische Öl der Sorte Urals billiger gehandelt werde als ausländische Sorten. Tatsächlich sei texanisches Öl hochwertiger, doch das rechtfertige keinesfalls den Preisunterschied von fünf Dollar pro Barrel (159 Liter), betonte Wainschtok. Jährlich exportiert Russland etwa 130 Millionen Tonnen Öl nach Europa. Mehr als ein Drittel des deutschen Ölverbrauchs wird von russischen Lieferungen gedeckt.
Senkung von Gaslieferungen
Der Gasprom-Vorstandschef Alexej Miller hatte in der Vorwoche den Ländern der Europäischen Union mit einer Senkung von Gaslieferungen gedroht, falls der Westen sich seinen internationalen Zielen widersetze. Dabei bezog sich Miller auf den Widerstand der britischen Regierung gegen den Verkauf des grössten einheimischen Gasversorgers Centrica an Gasprom.
Proteste
Wainschtok wies Kritik von Umweltschützern zurück, die zur Versorgung von China geplante Ölpipeline gefährde den Baikalsee in Sibirien. Transneft werde besonders dicke Röhren verwenden und modernste Überwachungstechnik einbauen. Eine Umgehung des Baikalsees sei wegen der angrenzenden Berge zu teuer. Am Wochenende hatten Tausende in mehreren russischen Städten gegen den Bau der Pipeline protestiert, die das Ufer des Baikalsees streckenweise in nur 800 Meter Entfernung passieren soll. Der Baikalsee ist der grösste Süsswassersee der Welt. (awp/mc/gh)