In dessen Zuge die New Yorker Börse (NYSE) grundlegend umgebaut werden soll. In der Auseinandersetzung mischt auch ein einflussreicher Finanzier mit, der mit der alten Garde der Börse in Verbindung gebracht wird.
New Yorker Börse soll eine auf Gewinn ausgerichtete Aktiengesellschaft werden
Der Streit begann vergangene Woche, als NYSE-Chef John Thain den Zusammenschluss mit der elektronischen Wertpapierbörse Archipelago ankündigte. Im Ergebnis soll die 212 Jahre alte New Yorker Börse eine auf Gewinn ausgerichtete Aktiengesellschaft werden und den Schritt ins elektronische Börsenzeitalter machen, während heute noch der altmodische Parketthandel dominiert.
Milliardär Kenneth Langone konterte
Wenige Tage später konterte der Milliardär Kenneth Langone – ein ehemaliges NYSE- Verwaltungsratsmitglied und Mitbegründer der Baumarktkette Home Depot – mit einem Plan zur Übernahme der Börse. Ihr Wert wird auf Grundl age des Deals mit Archipelago auf 3,3 Milliarden Dollar geschätzt. Angesichts der hohen Summe versuche Langone, Unterstützung in der Finanzbranche zu sammeln. Dies ist nicht aussichtslos, denn an der Wall-Street wird heftig über die Rolle der Investmentbank Goldman Sachs bei der NYSE-Reform diskutiert. Goldman Sachs hält 15 Prozent an Archipelago und besitzt mehrere Händlerplätze an der NYSE. Zudem beriet die Investmentbank entgegen den üblichen Gepflogenheiten beide Seiten bei dem Geschäft und Thain ist ein ehemaliger Goldman-Sachs-Manager. Aus Unzufriedenheit über die starke Rolle der Konkurrenz habe sich der Chef der Credit Suisse First Boston, John Mack, Langones Gruppe angeschlossen, schrieb die «New York Times».
Langone ein Freund des geschassten Börsenchefs Richard Grasso
Zusätzliche Brisanz verleiht dem Streit, dass Langone ein Freund und Unterstützer des geschassten Börsenchefs Richard Grasso ist, der seinen Job wegen eines exorbitanten Entlohnungspakets im Wert von 200 Millionen Dollar verlor. Gegen beide klagt in diesem Zusammenhang der an der Wall-Street gefürchtete New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer. Der Skandal um Grasso und jüngste Betrugsvorwürfe gegen die Handelsspezialisten am Parkett hatten das Ansehen der Börse beschädigt.
Mitgliedschaft an der NYSE verteuerte sich drastisch
Unterdessen verteuerte sich vor dem Hintergrund der Diskussion die Mitgliedschaft an der NYSE drastisch. Ein «Sitz» an der New York Stock Exchange kostete zu letzt 2,4 Millionen Dollar – ein Drittel mehr als vor einer Woche. Damit hat sich der Preis seit Januar mehr als verdoppelt. Der Spitzenwert war in der New-Economy-Euphorie im August 1999 mit 2,65 Millionen Dollar erzielt worden. Die NYSE hat derzeit 1366 Mitglieder. Im Zuge der Archipelago-Übernahme sollen sie insgesamt 400 Millionen Dollar in Bar sowie 70 Prozent an der neuen Aktiengesellschaft erhalten. (awp/mc/gh)