Aufsichtsratssitzung bei VW: Wirbel um Piëch und Porsche-Einstieg

Porsche hat sich nach eigenen Angaben bereits über 18,5 Prozent der Stammaktien gesichert und das Land Niedersachsen als grösster Aktionär überrundet, das 18,2 Prozent hält.


Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat geschlossen hinter dem Chefaufseher
Porsche-Enkel und -Miteigentümer Piëch dürfte trotz zahlreicher Berichte über eine drohende Machtprobe oder sogar einen «Putsch» zunächst nicht um seinen Posten bangen müssen. Nach Medienberichten steht die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat geschlossen hinter dem Chefaufseher und verhindert damit eine Mehrheit seiner Gegner. Auch bei der IG Metall war Piëch auf Unterstützung gestossen. Kritiker sehen in seiner Doppelfunktion bei VW und Porsche dagegen einen permanenten Interessenkonflikt. Die Gegner wollen deshalb angeblich die Gunst der Stunde nutzen und betrieben daher seine Ablösung.


Bis zum Ende der Laufzeit 2007 im Amt bleiben
Piëch selbst hat betont, er wolle bis zum Ende der Lau fzeit 2007 im Amt bleiben. Dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» sagte er: «In meiner Karriere haben schon einige versucht, mich rauszudrängen, es ist noch keinem gelungen.»


«Interessen der VW AG wahren»
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der das Land im Aufsichtsrat vertritt, sagte in der «Neuen Presse» (Samstag) in Hannover, der VW-Aufsichtsrat werde sich nicht mit Gerüchten um eine Ablösung von Piëch beschäftigen. In der vergangenen Woche hatte Wulff bereits erklärt, dass es darum gehen müsse, die Interessen der VW AG zu wahren. «So muss man zum Beispiel deutlich machen, dass Verträge zwischen VW und Porsche wie Verträge zwischen Dritten gehandhabt werden.»


Pierer als Chefaufseher bei VW installieren
Die Rolle von Piëch als Chef des VW-Aufsichtsrates war auch früher schon kritisiert worden. Die Familien Piëch und Porsche halten die Stimmrechte bei dem Stuttgarter Autobauer. Und zudem ist Piech auch Miteigentümer der österreichischen Porsche-Holding, die in Österreich und weiten Teilen Osteuropas die Rechte am Vertrieb von VW-Fahrzeugen hat. Wie der «Spiegel» weiter schreibt, wollen Piëchs Kritiker angeblich den einstigen Siemens-Chef Heinrich von Pierer als Chefaufseher bei VW installieren. Zu den Kritikern zähle auch der frühere ThyssenKrupp-Chef Gerhard Cromme, der die Corporate- Governance-Regeln als Leiter einer Regierungskommission ausgearbeitet hat und ebenfalls im VW- Aufsichtsrat sitzt. Reinhild Keitel von de r Schutzvereinigung der Kapitalanleger forderte in der «Berliner Zeitung» (Samstag), «wegen der permanenten Interessenkonflikte muss Herr Piëch gehen. Jetzt erst recht».


Zwei Sitze durch Porsche angestrebt
Porsche strebt im VW-Aufsichtsrat nach unbestätigten Berichten mindestens zwei Sitze an. Auch um diese Frage wird es am Montag bei der Sondersitzung voraussichtlich gehen. Konkrete Ergebnisse seien jedoch nicht zu erwarten, hiess es. VW-Chef Bernd Pischetsrieder habe Porsche inzwischen angeboten, den Stuttgartern den Erwerb weiterer 3,4 Prozent VW-Aktien zu ermöglichen, schrieb der «Spiegel». Dies könne über eine Kapitalerhöhung geschehen, bei der andere Aktionäre vom Erwerb ausgeschlossen würden. Das Unternehmen gab dazu keinen Kommentar ab.


Bau des Porsche Nobelcoupés Panamera bei Volkswagen?
Die Beteiligung von Porsche könnte dabei nach einem Bericht der «Automobilwoche» über eine reine Kapitalbeteiligung weit hinausgehen. Wie die Branchenzeitung aus Kreisen des Managements erfahren haben will, erwäge Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, Rohbau und Lackierung des für 2009 avisierten Nobelcoupés Panamera an den VW-Konzern zu vergeben. Die besten Chancen auf den Zuschlag hat den Informationen zufolge das VW-Stammwerk Wolfsburg. Dort belasten seit langem in grossem Umfang ungenutzte Kapazitäten die Geschäftsergebnisse. (awp/mc/gh)

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