Aus Allianz AG wird Allianz SE – Aktionäre für RAS-Verschmelzung

Auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung in Düsseldorf machten die Aktionäre am Mittwoch den Weg frei für den historischen Schritt. Mit diesem Schritt wird die Rechtsform der Allianz nach 116 Jahren von der deutschen Aktiengesellschaft in eine Societas Europaea (SE) geändert. Nach Angaben einer Unternehmenssprecherin stimmten 99,9 Prozent des anwesenden Kapitals der Verschmelzung der italienischen Tochter RAS als Herzstück der Neuausrichtung zu.


Societas Europaea
Die Allianz kann damit künftig ihr Auslandsgeschäft mit weniger Bürokratie steuern und neue Firmen in Europa einfacher übernehmen. Nach Einschätzung der Anlegervertreter übernimmt der Versicherer damit eine Vorreiterrolle, der auch andere deutsche Unternehmen folgen werden.


Streitpunkt Aufsichtsrat
Ein Streitpunkt bei dem Umbau ist die Verkleinerung des Aufsichtsrates von 20 auf 12 Sitze. Während Aktionärsschützer diesen Schritt auf der Hauptversammlung begrüssten und eine effektivere Arbeit erwarten, sehen Arbeitnehmervertreter die Grösse von 12 Sitzen als zu klein an. Arbeitnehmervertreter ausländischer Tochtergesellschaften sollen Einzug in den Aufsichtsrat halten. Die paritätische Besetzung mit Vertretern der Arbeitnehmer- und der Kapitalseite bleibt erhalten. Vorstandschef Michael Diekmann rechnet mit der Eintragung der SE im Frühherbst. Zuvor fänden Gespräche mit Arbeitnehmervertretern zur Besetzung des Aufsichtsrates statt.


Meilenstein für das Unternehmen
Diekmann bezeichnete die Entscheidung für die SE als Meilenstein für das Unternehmen. Im Detail wird die italienische Tochter RAS für 5,7 Milliarden Euro komplett übernommen und auf die Allianz AG verschmolzen. Dabei nimmt die Allianz die Rechtsform SE an. Auch bei einer vorangegangenen ausserordentlichen Hauptversammlung in Mailand hatten die Aktionäre dem Vorhaben zugestimmt. «Die Verschmelzung bewirkt unmittelbar eine Vereinfachung der gesellschaftsrechtlichen Strukturen und legt die Basis für künftige Ertrags- und Wachstumssteigerungen», betonte Diekmann.


Umbau des Deutschland- Geschäfts
Zugleich warb der Konzernchef für den Umbau des Deutschland- Geschäfts, bei dem Sach-, Lebens- und Krankenversicherung unter dem Dach einer Deutschland-Holding gebündelt werden, die zum Jahresbeginn an den Start gegangen war. Die Gewerkschaft ver.di fürchtet dadurch einen Stellenabbau und verlangt Standort- und Beschäftigungsgarantien. Diekmann kündigte an, dass die von Mitarbeitern beklagte Phase der Ungewissheit so schnell wie möglich beendet werden solle. Es lägen bislang aber noch nicht alle Einzelheiten vor.


Verunsicherte und demotivierte Mitarbeiter
Am vergangenen Freitag hatte die Allianz überraschend erste Daten zu dem möglichen Stellenabbau genannt. Im Vertriebsinnendienst sollen rund 700 und damit etwa jede dritte Stelle gestrichen werden. Der Verlust dieser Arbeitsplätze soll mit neuen Stellen im Aussendienst so weit wie möglich ausgeglichen werden. Nach Angaben von ver.di sind die Mitarbeiter völlig verunsichert und demotiviert. An die Aktionäre der Allianz AG wurden in Düsseldorf Flugblätter verteilt. (awp/mc/ab)

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