Dies sagte Jacques-Simon Eggly, der Präsident der Auslandschweizer-Organisation (ASO). Er verglich die Ausgewanderten am Kongress mit ungeschliffenen Diamanten, die einen nur unzureichend erkannten und ungenutzten Wert besässen. Die Haltung der Politik gegenüber der Fünften Schweiz und die Schweizer im Ausland und die Rolle, die diese für ihre alte Heimat spielen können, waren denn auch die beherrschenden Themen des 87. Auslandschweizer-Kongresses.
«Unbestreitbare Mehrwerte»
Image, Renommee, Wissen und Beziehungen seien der unbestreitbare Mehrwert, den die Auslandschweizer für ihre angestammte Heimat bringen würden, sagte der ehemalige Nationalrat Eggly. Die Heimat sei sich dessen aber kaum bewusst. Er befürchtet, dass sich die Auslandschweizer frustriert zurückziehen könnten.
Erklärungsbedürftige Haltungen des Bundesrates
Dabei könne sich die Schweiz glücklich schätzen, in der jetzigen politischen und wirtschaftlichen Krise über eine gut organisierte und mit der Schweiz eng verbundene Diaspora zu verfügen, die im Ausland die Haltung des Bundesrates erklären könne, sagte Eggly. Wie die Auslandschweizer in ihrer Wahlheimat Schweizer Werte vertreten können, ist indes nicht leicht zu bestimmen, wie ein Podiumsgespräch zeigte. Sabine Raeder, Professorin in Oslo, erklärte, sie wolle nicht für politische Werte instrumentalisiert werden. Sie vertrete aber bei ihrer Arbeit sehr wohl Schweizer Werte.
Heimatverbundenheit
Der in Zimbabwe tätige Arzt Ruedi Lüthy sagte, dass nicht alle Auslandschweizer dieselben Werte vertreten würden. In der Schweiz sei die Bandbreite ebenfalls gross. Die offizielle Schweiz könne deshalb nichts von den Auslandschweizern erwarten. Die Mehrheit der Fünften Schweiz bleibe aber mit der Heimat verbunden. Der Tessiner Ständerat Filippo Lombardi (CVP), Präsident der Parlamentarische Gruppe Auslandschweizer, regte an, ein eigentliches Auslandschweizergesetz zu schaffen. Er forderte die Auslandschweizer auf, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Dann würden sie von der Politik wahrgenommen.
Vereinfachte Abstimmungen und Wahlen
Das Stimmen und Wählen im Ausland könnte bald einfacher werden. Bundeskanzlerin Corina Casanova sagte, die Auslandschweizer seien die Visitenkarte der Schweiz. Die Eidgenossenschaft wolle deshalb auf sie zugehen, etwa mit dem Projekt für eine elektronische Stimmabgabe. Es gibt rund 700’000 Auslandschweizer. Das sind zehn Prozent der Schweizer Bevölkerung, wie die ASO nicht müde wird zu betonen. 125’000 von ihnen sind im Stimmrechtsregister eingetragen. Der 87. Auslandschweizer-Kongress endete am Sonntag mit gesellschaftlichen Anlässen. (awp/mc/ps/05)