Autobündnis von Daimler und Renault/Nissan steht

Dies geht aus der am Mittwoch veröffentlichten gemeinsamen Mitteilung der Unternehmen hervor. Mit der Vereinbarung wollen die Unternehmen Kosten sparen, denn Daimler und Renault fuhren beide im vergangenen Jahr Milliardenverluste ein. Untermauert wird die neue Partnerschaft durch eine Überkreuzbeteiligung von jeweils 3,1 Prozent der Unternehmen aneinander. Durch den Aktientausch halten Renault und Nissan jeweils 1,55 Prozent der eigenen Aktien von Daimler. Daimler wird künftig 3,1 Prozent des Grundkapitals von Nissan und 3,1 Prozent von Renault halten. Renault und Nissan bilden seit 1999 eine Allianz und sind ebenfalls durch eine Kapitalverflechtung verbunden. An der Börse wurde das neue Bündnis, über das schon seit Monaten spekuliert wurde, positiv aufgenommen.


Zusammenarbeit bei Kleinwagen im Fokus
Im Zentrum der neuen Partnerschaft steht die Zusammenarbeit bei Kleinwagen. Die nächste Generation des Daimler-Stadtwagens Smart, von dem es auch wieder einen Viersitzer geben soll, und der Renault Twingo sollen eine gemeinsame Architektur erhalten. Basis bilde das Heckantriebskonzept des aktuellen Smart-Modells, hiess es. Schon 2013 sollen erste Modelle vom Band laufen. Dabei bleibe Hambach die Produktionsstätte für den zweisitzigen Smart. Der Viersitzer werde dagegen aus dem slowenischen Renault-Werk in Novo Mesto kommen. Alle Fahrzeuge sollen auch mit einem Elektroantrieb angeboten werden.


Arbeitsteilung bei Motoren
Zweiter Baustein der Zusammenarbeit ist die Arbeitsteilung bei den Motoren. Die Renault-Nissan-Allianz soll Diesel- und Benzinmotoren mit drei und vier Zylindern beisteuern. Diese sollen ausser in den Neuauflagen des Smart und Twingo auch in den Nachfolgemodellen der Mercedes-Benz A- und B-Klasse zum Einsatz kommen. Umgekehrt beliefert Daimler die Luxusmarke von Nissan, Infiniti, mit Benzin- und Dieselmotoren mit vier und sechs Zylindern. Durch die höheren Stückzahlen versprechen sich die Partner Skaleneffekte und damit eine höhere Profitabilität. Zudem können durch die gemeinsame Entwicklung Kosten geteilt werden.


Kopoperation auch bei Nutzfahrzeugen
Ausser bei Personenwagen wollen die neuen Partner auch bei Nutzfahrzeugen kooperieren. Mercedes-Benz will sein Produktangebot um einen Stadtlieferwagen auf Renault-Basis erweitern. Das Fahrzeug soll von Renault im französischen Maubeuge gefertigt werden. Zudem stellt Renault-Nissan eine neue Einstiegsmotorisierung und Getriebe für den Transporter Mercedes-Benz Vito zur Verfügung. Darüber hinaus soll auch der Einkauf gemeinsam organisiert werden. Daimler unterhält bereits eine Einkaufspartnerschaft mit dem Wettbewerber BMW bei nicht markenprägenden Teilen.


Zetsche: Markenidentitäten von Allianz unberührt
Daimler-Chef Dieter Zetsche betonte, die Markenidentitäten sollten von der neuen Allianz unberührt bleiben. Auf gleicher Basis sollten klar unterscheidbare Fahrzeuge entstehen. Der Chef der japanisch-französischen Allianz Carlos Ghosn unterstrich seine Erfahrung mit Kooperationen. «Wir nutzen alle gemeinsamen Ressourcen noch effizienter, um die innovativen Technologien zu entwickeln, die im kommenden Jahrzehnt unerlässlich sind», sagte Ghosn. Auf einer für den Vormittag in Brüssel einberufenen Pressekonferenz wollen sich die beiden Firmenchefs näher zur Zusammenarbeit äussern.


Milliardeneinsparungen
Daimler und Renault-Nissan erwarten durch ihre neue Partnerschaft Einsparungen in Milliardenhöhe. Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn bezifferte den Nettowert der Synergien der Zusammenarbeit mit Daimler auf zwei Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren. Auf der gemeinsamen Pressekonferenz der beiden Konzerne am Mittwoch in Brüssel sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche, er sehe die Synergien für Daimler in der gleichen Grössenordnung.


Konzentration auf Arbeit, nicht auf Buchhaltung
Ghosn ergänzte, die Synergien würden etwa ausgeglichen je zur Hälfte auf Renault und Nissan entfallen. Auf einzelne Bereiche wollte der Manager die geplanten Einsparungen nicht herunterbrechen. «Wir machen uns Gedanken über die Arbeit, die vor uns liegt, und nicht über die Buchhaltung.» Am Vormittag hatten die beiden Konzerne ein umfangreiches strategisches Bündnis geschlossen. Es sieht vor allem die Zusammenarbeit bei Kleinwagen sowie den Austausch von Motoren vor. Die Kosteneinsparungen sollen durch höhere Stückzahlen entstehen und weil Entwicklungsausgaben geteilt werden. Untermauert wurde das Bündnis durch eine Überkreuzbeteiligung von jeweils 3,1 Prozent. Derzeit gebe es keine Pläne, diese Beteiligung zu erhöhen, sagte Daimler-Chef Zetsche.


Frankreich kauft weitere Renault-Anteile
Nach dem Zusammenschluss steckt die Pariser Regierung einen weiteren Millionenbetrag in den französischen Part des Bündnisses. Der Staat werde einen zusätzlichen Anteil an Renault in Höhe von 0,55 Prozent erwerben, kündigte die Regierung am Mittwoch an. Dieser Schritt werde es erlauben, den Staatsanteil bei rund 15 Prozent zu halten. Die Regierung habe vollstes Vertrauen in die neue Partnerschaft, liess Wirtschaftsministerin Christine Lagarde mitteilen.  (awp/mc/ps/07)

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