Zudem stossen Zubau-Projekte im Bereich der neuen erneuerbaren Energien zunehmend auf Widerstand. 99,99 Prozent ? auf diesem hohen Niveau liegt in der Schweiz die durchschnittliche Verfügbarkeit von Strom, unabhängig von der Nachfrage. Vor fünf Jahren hat Axpo mit der Studie «Strom-perspektiven 2020» aufgezeigt, dass sich der Strombedarf und die verfügbaren Produktionskapazitäten auseinanderbewegen. Die Folge: Der in der Schweiz erzeugte Strom aus Wasserkraft, Kernenergie und neuen erneuerbaren Energien würde schon heute in Winterhalbjahren nicht genügen, die Schweiz jederzeit mit Strom zu versorgen. Die Versorgungssicherheit ist gefährdet.
Die neue Studie zeigt nun auf, dass sich die Situation noch weiter verschärft. Die Gründe:
– Fehlende Option Gas-Kombikraft: Während Gas-Kombikraftwerke 2005 zumindest als Übergangslösung eine Option für die Stromversorgung waren, sind sie heute unwirtschaftlich, da das CO2 mehrheitlich im Inland kompensiert werden müsste. Die Abhängigkeit vom Gas sowie die derzeit nicht lösbare inländische CO2-Kompensation haben Axpo dazu bewogen, den Bau von Gas-Kombikraftwerken in der Schweiz nicht weiterzuverfolgen. Axpo CEO Heinz Karrer stellt fest: «Mit Gas-Kombikraftwerken wollten wir den Zeitraum bis zum Ersatz der bestehenden Kernkraftwerke überbrücken. Fakt ist: Mit der gesetzlich vorgeschriebenen Kompensation von 70 Prozent des CO2-Ausstosses im Inland sind Gas-Kombikraftwerke unwirtschaftlich und fallen zur Schliessung der absehbaren Stromlücke aus.»
– Privilegierte Stromimporte gefährdet: Die privilegierten Kernenergie-Importverträge mit Frankreich laufen bekanntermassen ab 2016 sukzessive aus. Der Druck der EU aufgrund geltenden EU-Rechts auf die Schweiz nimmt zu. Es besteht die Gefahr, dass der privilegierte Import künftig nicht mehr gesichert ist. Dies war 2005 in dieser Form nicht absehbar. Damit ist die sichere Stromversorgung der Schweiz noch stärker gefährdet als von Axpo 2005 prognostiziert.
– Der Ausbau der neuen Energien stösst auf Widerstand: Der Bau von Anlagen für die Produktion von neuen erneuerbaren Energien stösst vermehrt auf Widerstand von Umweltverbänden und der lokalen Bevölkerung. Ob Projekte zur Nutzung von Biomasse, Kleinwasserkraft oder Windanlagen: Angst vor Lärm-, Geruchs- und Luftschadstoffemissionen oder Vorbehalte wegen der Landschaftsbeanspruchung führen dazu, dass der Ausbau der neuen erneuerbaren Energien weit langsamer erfolgt als 2005 erwartet. Heinz Karrer: «Der Widerstand gegen Anlagen zur Produktion von neuen erneuerbaren Energien ist unerwartet und erschwert den von uns geplanten Ausbau des Anteils der erneuerbaren Energien. Die Stromproduktion aus Wind- und Sonnenenergie in der Schweiz deckt trotz grosser Anstrengungen und erheblicher Subventionszahlungen heute immer noch weniger als 0,1 Prozent des Landesverbrauchs. «
Optionen für die Schweiz
Die Schweiz wird somit in den nächsten Winterhalbjahren mit Versorgungsengpässen konfrontiert sein. Nach 2020 ? wenn das Ende der Betriebsdauer der Kernkraftwerke Beznau I und II und Mühleberg absehbar ist ? ist in zunehmendem Masse mit einer Stromlücke übers ganze Jahr zu rechnen. «Axpo will einen wesentlichen Beitrag zur Schliessung der absehbaren Stromlücke leisten, damit die Schweiz auch in Zukunft jederzeit zu günstigen Preisen genügend ? und nahezu CO2-freien ? Strom zur Verfügung hat», sagt Axpo CEO Heinz Karrer. «Versorgungssicherheit können wir nur dann sicherstellen, wenn genügend Produktionskapazitäten in der Schweiz vorhanden sind. Ein künftiger Stromproduktionsmix zur Gewährleistung einer hohen Versorgungssicherheit muss deshalb diversifiziert sein: Nur so lassen sich Risiken beschränken.»
Strom aus Kernenergie
Die sich abzeichnende Stromlücke kann trotz des Ausbaus der neuen erneuerbaren Energien ? Axpo investiert bis 2030 rund drei Mrd. CHF ? bei Weitem nicht mit diesen sowie Energieeffizienz- und Sparmassnahmen geschlossen werden. Für die zukünftige wirtschaftliche Stromversorgung sind Grosskraftwerke unabdingbar. Allerdings ist das Potenzial der Wasserkraft in der Schweiz weitgehend ausgeschöpft. Strom aus Gas-Kombi- und Kohlekraftwerken kommt aufgrund des hohen CO2-Ausstosses nicht in Frage. Strom aus Kernenergie ist demgegenüber nahezu CO2-frei und weist die tiefsten Gestehungskosten auf. Um die sich abzeichnende Stromlücke zu schliessen, ist daher neben der Optimierung der Flusskraftwerke und dem Ausbau der neuen erneuerbaren Energien der Ersatz der bestehenden Kernkraftwerke Beznau I und II und Mühleberg notwendig. Darüber hinaus plant Axpo zum Erhalt der Versorgungssicherheit eine Mrd. CHF in den Ausbau der Netze zu investieren und alle Anlagen und Tätigkeiten bezüglich Energieeffizienz zu optimieren.
(Axpo/mc/hfu)