BA-Präsident hält Swiss für überdimensioniert
Die Swiss muss sich Sorgen um ihre Zukunft machen: Dieser Ansicht ist der Präsident von British Airways. Bei der Gründung der Gesellschaft nach dem Zusammenbruch der Swissair sei mit einer zu grossen Kelle angerichtet worden.
Der Präsident von British Airways hält die Swiss für eine Fehlplanung. (keystone)
«Die erfolgreiche, auf den Regionalflugverkehr spezialisierte Crossair dazu zu zwingen, auch interkontinentale Flüge anzubieten, war übertrieben», sagte Lord Marshall of Knightsbridge am Freitag am ISC-Symposium an der Universität St. Gallen (HSG).
Belgien als Vorbild
Belgien habe einen besseren Weg gewählt. Nach dem Zusammenbruch der Sabena sei Belgien in einer ähnlichen Situation gewesen wie die Schweiz. Doch es sei keine neue Sabena gegründet worden, sondern eine kleinere Fluggesellschaft, die den regionalen Markt in Europa und die ehemaligen belgischen Kolonien in Afrika bediene. Der Erfolg gebe diesem Konzept Recht.
Die Publikumsfrage, ob die British Airways einen Beitritt der Swiss zur OneWorld-Allianz verhindern wolle, beantwortete Lord Marshall of Knightsbridge nicht direkt. Er sagte lediglich, dass Allianzen eine schlechte Alternative zu Fusionen und Übernahmen darstellten, was derzeit aber noch nicht möglich sei. Gegen «Länderdenken»
«Es ist doch verrückt, dass immer noch viele Länder ihre eigenen Gesellschaften haben wollen», sagte Lord Marshall of Knightsbridge weiter. Er plädierte für einen «integrierten Luftraum für Europa». Die «Zwangsjacke nationaler Souveränität» müsse endlich abgestreift werden. Dies sei bloss eine Last für die Steuerzahler. Mit über hundert Airlines sei die europäische Flugindustrie zu zersplittert, die Kapazitäten seien viel zu gross. Um wettbewerbsfähig zu sein, bedürfe es einer massiven Konsolidierung. Die EU-Kommission müsse mit allen Staaten Verhandlungen aufnehmen, um die dafür notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Nur drei europäische Airlines
Der Präsident von British Airways zeigte sich überzeugt, dass es in Europa nur Platz für drei global tätige Fluggesellschaften gebe. Hinzu kämen kleine Anbieter, die in preislichen oder geographischen Nischen tätig seien. «Die Branche muss sich neu erfinden», sagte Lord Marshall of Knightsbridge. Die zivile Luftfahrt durchlebe derzeit die schwerste Krise ihrer Geschichte. So habe die British Airways 2002 den ersten Verlust seit zwanzig Jahren eingeflogen. Im laufenden Jahr seien zwar wieder schwarze Zahlen zu erwarten. Weltweit werde die Branche aber insgesamt rund 10 Mrd. Dollar verlieren. Hoffnungsträger China
Lord Marshall of Knightsbridge zeigte sich indes überzeugt, dass die Flugbranche nächstes Jahr auf den Wachstumspfad zurückkehren werde – vorausgesetzt, die Konjunktur ziehe an, die geopolitischen Verhältnisse stabilisierten sich und die Lungenkrankheit SARS könne kontrolliert werden. Namentlich in China sei das Wachstumspotenzial riesig. (awp/scc/blf)