BAA will Ferrovial-Übernahmeangebot Aktionären empfehlen

Die frühere British Airports Authority (BAA) erklärte sich am Dienstag mit dem Kaufangebot eines Konsortiums einverstanden, das von den Spaniern geführt wird. Das Konsortium will pro BAA-Aktie 9,5025 britische Pfund bezahlen. Dazu gehört auch eine Sonderdividende von 15,25 Pence pro Aktie. Damit ergibt sich für BAA ein Gesamtpreis von 10,11 Milliarden Pfund (rund 15 Mrd Euro). Die Aktien des weltgrössten Flughafenbetreibers legten bis gegen 14.45 Uhr um 2,10 Prozent zu und notierten bei 947,50 Pence. Ferrovial bauten ihre Verluste aus und verloren zuletzt 3,12 Prozent auf 58,90 Euro.


Nach mehreren Monaten des Ringens
Mit dem Einverständnis der BAA-Führung neigt sich offenbar eine mehrmonatige Übernahmeschlacht dem Ende zu. Die ersten Ferrovial-Angebote von 8,10 Pfund beziehungsweise 9,00 Pfund pro Aktie hatten die Briten noch strikt abgelehnt. Dann kam es jedoch zu einem Bieterwettbewerb, an dem auch ein Konsortium unter Führung der US-Investmentbank Goldman Sachs beteiligt war . Goldman Sachs bot nach eigenen Angaben zuletzt sogar 9,5525 Pfund pro Aktie. Trotzdem empfahl der BAA-Vorstand den Aktionären, das Ferrovial-Angebot anzunehmen.


Vielleicht kommt Goldman Sachs
Markbeobachter halten ein erhöhtes Angebot von Goldman Sachs für nicht ausgeschlossen. Die US-Investmentbank kündigte an, weitere Möglichkeiten zu überprüfen. Goldman Sachs hat nach der jüngsten Entscheidung der zuständigen britischen Behörde (Takeover Panel) bis zum 16. Juni Zeit, ein neues Angebot vorzulegen.


Der spanische Baukonzern kontrolliert bereits knapp 13,9 Prozent am weltgrössten Flughafenbetreiber
Allerdings werde sich der bereits vollzogene Einstieg von Ferrovial bei BAA als Hindernis erweisen, sind sich Beobachter sicher: Der spanische Baukonzern kontrolliert mit einem Konsortium bereits knapp 13,9 Prozent am weltgrössten Flughafenbetreiber. Wie die spanische Gruppe am Dienstag mitteilte, sind 150 Millionen Aktien zu 950,25 Pence je Stück gekauft worden. Dies entspreche 13,9 Prozent an BAA. Falls die Spanier tatsächlich den Zuschlag bekommen, halten Experten eine Zerschlagung von BAA in der bisherigen Form für wahrscheinlich. Möglich wäre beispielsweise ein Verkauf des Flughafens Gatwick. Die frühere Flughafenbehörde wurde 1986 in der Amtszeit der konservativen Premierministerin Margaret Thatcher privatisiert und dann an die Börse gebracht. Die Kartellbehörden müssen den Übernahmeplänen der Spanier noch zustimmen.


Einen Kauf für langfristig stabile Erträge
BAA betreibt unter anderem die drei grössten Londoner Flughäfen Heathrow, Gatwick und Stansted. Allein Heathrow wird pro Jahr von mehr als 67 Millionen Passagieren genutzt. Ausserdem gehören zu BAA die britischen Airports Southampton, Glasgow, Edinburgh und Aberdeen. Insgesamt werden über die BAA-Flughäfen fast zwei Drittel (63 Prozent) des gesamten britischen Passagierverkehrs abgewickelt. Zudem sind die Briten an Flughäfen in den USA, Australien, Italien und Ungarn beteiligt. Die spanische Ferrovial-Gruppe, die neben dem reinen Baugeschäft bereits an zahlreichen Flughäfen beteiligt ist, erhofft sich von dem Kauf langfristig stabile Erträge.Dafür sprechen alle Wachstumsprognosen für den Luftverkehr, die nochmals von erheblich steigenden Passagierzahlen ausgehen. Die BAA-Schulden von umgerechnet 7,7 Milliarden Euro werden mit wichtigen Investitionen ins künftige Geschäft begründet und deshalb hingenommen. (awp/mc/th)

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