Auch im neuen Jahr kann sich Häni nicht über mangelnde Arbeit beklagen: Im Januar gingen 600 weitere mündliche oder schriftliche Anfragen ein, wie Häni am Freitag vor den Medien in Zürich sagte.
1800 Anfragen zu Lehman Brothers
Seit dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im vergangenen September trafen bei Häni gegen 1’800 Anfragen ein, die sich um kapitalgeschützte Produkte der einstigen US-Investmentbank drehten. Derzeit sind beim Ombudsman 1’200 schriftliche Dossiers pendent. Zwei Drittel davon beziehen sich auf Lehman-Produkte. Um wieviel Geld es geht oder wievielen Kunden er schon zu einer Entschädigung verhelfen konnte, vermochte Häni nicht zu sagen.
Mehrere Banken
Namen von Banken, die Lehman-Produkte verkauft haben, nannte Häni nicht. Es sei aber «nicht nur eine Bank» gewesen. Dies zielte auf die Credit Suisse, die in der Öffentlichkeit vor allem in der Kritik steht. Kunden werfen ihr vor, sie seien nicht oder zu wenig über die Risiken aufgeklärt worden.
«Aussage gegen Aussage»
Das Problem: Die Anleger, die in Lehman-Produkte investiert haben, berufen sich auf den vermeintlichen Kapitalschutz. Die Banken, die die Produkte verkauft haben, beteuern, sie hätten ihre Kunden ausreichend über das Emittentenrisiko informiert. Häni hielt sich mit Kritik an den Banken zurück. Es gebe Hinweise von Kunden, dass der Verkauf von Produkten im Vordergrund gestanden habe. Doch bei den Banken töne es anders. «Es steht oft Aussage gegen Aussage», sagte Häni. «Dann müssen wir die Waffen strecken.» Er sei «kein Kundenanwalt», sondern ein neutraler Vermittler.
Sparer müssen sich auf Berater verlassen können
Es sei schwierig zu beruteilen, wie weit die Beratungspflicht einer Bank gehe und wo die Selbstverantwortung des Kunden beginne. Er selber gehe grundsätzlich vom mündigen Bankkunden aus, sagte Häni. Allerdings müssten sich Sparer, die nur geringe oder gar keine Kenntnisse über die Finanzmärkte hätten, darauf verlassen können, dass ihnen eine Bank «das Richtige» empfehle, betonte Häni.
«Neues Phänomen»
Dass er derzeit vor allem von Sparern Anfragen erhalte, sei «ein neues Phänomen», sagte Häni. Bei früheren Krisen habe er es vor allem mit Anlegern zu tun gehabt, die zwischen 50’000 CHF und einigen Millionen investiert hätten. Nun seien vor allem Schweizer Sparer zu Schaden gekommen – mit vermeintlich sicheren Produkten, die eine bessere Rendite versprochen hatten. Der Anteil ausländischer Bankkunden, die sich an den Bankenombudsman wenden, ging denn auch von 39,5% im Jahr 2007 auf 17% im Jahr 2008 zurück.
60% aller Anfragen von 2008 betrafen die Anlageberatung und die Vermögensverwaltung. In «normalen Zeiten» liegt dieser Anteil zwischen 15 und 20%, wie Häni erklärte. (awp/mc/pg/29)