Bankenvergleich: Namensliste laut US-Anwalt «so komplett wie möglich»

Der Hauptanwalt der Kläger, Burt Neuborne, gab die Veröffentlichung der Liste im östlichen Bundesbezirksgericht in New York bekannt.

700 Millionen Dollar bereits ausbezahlt
Zusammen mit den 21’000 vor vier Jahren veröffentlichten Namen habe man nun eine Datensammlung, die «so komplett wie möglich» sei, sagte Neuborne. Die Veröffentlichung der neuesten Liste bringe den «Prozess der Publikation von Konten zu einem Ende», sagte Neuborne. Die Auszahlungen von Bankenvergleich-Geldern an Flüchtling und Zwangsarbeiter sei beinahe abgeschlossen, sagte der Anwalt weiter. Rund 700 Millionen Dollar aus dem 1,25 Milliarden schweren Vergleich seien bereits ausbezahlt worden.

Nachrichtenlose Konten
Am schwierigsten gestalte sich die Suche nach Besitzern von nachrichtenlosen Konten. Von den bereit gestellten 800 Millionen Dollar sind bisher erst rund 220 Millionen ausbezahlt. Die Banken forderten von den Antragstellern ursprünglich Dokumente, die die Rechtmässigkeit ihres Antrages unterstützten. Durch die Wirren des Krieges seien solche Dokumente aber oft nicht mehr vorhanden, sagte Neuborne. Neuborne zeigte sich erfreut über das Einlenken der Schweizer Banken.

Bankiervereinigung überzeugt

Nach «intensiven Gesprächen» und mit «statistischen, mathematischen Beweismitteln» habe man die Bankiervereinigung davon überzeugen können, dass die Veröffentlichung dieser letzten Liste Sinn mache, sagte Neuborne. Antragsteller haben bis zum 13. Juli Zeit, ihr Formular einzureichen. Rund ein weiteres Jahr dauert laut Taylor die Auswertung der Anträge und die Auszahlungen an Überlebende oder deren Erben. Falls danach noch Gelder übrig bleiben, würden diese nach dem Beschluss des Richters an die ärmsten Überlebenden vorwiegend in den GUS-Staaten der früheren Sowjetunion gehen, sagte Neuborne.

«Passportkonten» auf Kantonalbanken
Weitere 11’000 Konten, die die Volcker-Kommission mit einem «möglichen» Holocaust-Bezug ausgemacht hatte, dürfen mit den Namen der Antragsteller verglichen werden, werden aber nicht veröffentlicht. Bei diesen Konten handle es sich um kleine «Passportkonten» auf Kantonalbanken. Die Schweizer Bankiervereinigung sei überzeugt, dass diese Konten nicht von Holocaust-Opfern eröffnet worden seien, sagte Neuborne.

«Grösste und schwierigste Sammelklage der Geschichte»
Der Anwalt bezeichnete den Fall der nachrichtenlosen Vermögen als «grösste und schwierigste Sammelklage der Geschichte». Er lobte den vorsitzenden Richter Ed Korman und den mit dem Verteilplan beauftragten Special Master Judah Gribetz für ihre vorbildliche Arbeit. Der Leiter der Claims Conference in New York, Gideon Taylor, sagte, die Banken hätten nun «ihre letzte Chance wahrgenommen, zu zahlen was sie schulden». Nun könne die Geschichtsschreibung reflektieren, was tatsächlich geschehen sei. Die neu veröffentlichte Liste mit den Namen der 3’100 Inhabern von Konten mit möglichem Holocaust-Bezug kann im Internet eingesehen werden unter www.crt-ii.org oder www.swissbankclaims.com. (awp/mc/gh)

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