Barclays hakt Krise ab – Milliardengewinn und guter Start
2009 verdiente die Bank, die auch während der Finanzkrise nie in die roten Zahlen gerutscht war und keine staatliche Hilfe brauchte, mit 9,4 Milliarden Pfund (rund 10,8 Mrd Euro) mehr als doppelt so viel wie 2008. Trotz des erneuten Milliardengewinns verzichten die beiden Männer an der Spitze der Bank wie schon im Vorjahr auf Bonuszahlungen.
Höchster Gewinn in Europa
Mit den knapp zehn Milliarden Pfund ist Barclays bisher die Bank mit dem höchsten Gewinn in Europa im vergangenen Jahr. Dabei profitierte das Institut auch von einem Spartenverkauf. Die spanische Grossbank Santander verdiente 2009 knapp neun Milliarden Euro, während die Deutsche Bank auf fünf Milliarden Euro kam. Bei der grössten britischen Bank HSBC Holdings rechnen die Experten mit einem geringeren Gewinn als bei Barclays. Den Gewinn vor Steuern und Sonderposten steigerte Barclays um 243 Prozent auf 5,6 Milliarden Pfund. Die Bank übertraf damit die Erwartungen der Experten.
Strategie voll aufgegangen
«Die Strategie der Barclays-Spitze der vergangenen Monate ist voll aufgegangen», sagte BGC-Partners-Marktexperte David Buik. «Das Ergebnis ist brillant.» Zudem habe die Bank mehr Kapital als von den meisten Experten gedacht. Sollte es durch neue Auflagen weiteren Kapitalbedarf geben, könnte sich die Bank einfach von den Aktien des Vermögensverwalters Blackrock trennen, die sie beim Verkauf der Sparte Barclays Global Investor (BGI) erhalten hat. Das könnte rund zehn Milliarden Pfund in die Kasse spülen. Am Aktienmarkt wurden die Zahlen und der Ausblick gefeiert. Der Aktienkurs stieg am Vormittag um bis zu zehn Prozent auf rund 300 Pence.
Ruder erfolgreich herumgerissen
Die Bank ist damit an der Börse rund 34 Milliarden Pfund wert. Noch vor einem Jahr stand die Bank vor dem Abgrund und der Marktwert Barclays lag zeitweise nur noch knapp über der Marke von vier Milliarden Pfund. Damals bezweifelten viele Experten, dass Barclays ohne staatliche Hilfe durch die Krise kommen wird. Doch die Briten trennten sich von zahlreichen Sparten und konnten sich anders als die Konkurrenten Lloyds und Royal Bank of Scotland (RBS) Geld von privaten Investoren beschaffen und so das Ruder rumreissen.
Gewinn im Investmentbanking um 89 % gesteigert
Während die meisten Sparten mit Privatkunden- und Firmenkundengeschäft wegen der höheren Kosten für Kreditausfälle weniger als vor einem Jahr verdienten, steigerte Barclays im Investmentbanking dem Gewinn vor Steuern um 89 Prozent auf 2,5 Milliarden Pfund. Die britische Bank, deren Wurzeln bis ins Jahr 1690 zurückgehen, hatte sich unter anderem weite Teile des Nordamerika-Geschäfts der insolventen Investmentbank Lehman Brothers unter den Nagel gerissen. Nach Einschätzung von Experten hat dies die Bank in diesem Bereich weit nach vorne gebracht, da sie die Mitarbeiter und damit das Wissen, aber nicht die Risiken von Lehman Brothers, übernommen hat.
Verzicht auf Boni
Barclays-Vorstandschef, John Varley, und der Chef der Investmentbank, Robert Diamond, verzichteten trotz des satten Gewinns wegen der nach wie vor schwierigen Lage der gesamten Wirtschaft sowie des öffentlichen Drucks zum zweiten Mal in Folge auf die ihnen eigentlich vertraglich zustehenden Bonuszahlungen. In Grossbritannien hatten im vergangenen Jahr vor allem die Boni für die Führungsriege verstaatlichten Royal Bank of Scotland (RBS) öffentliche Proteste ausgelöst. (awp/mc/pg/08)