«70 Milliarden Euro, also etwa das Doppelte des Börsenwertes, müssten die schon bezahlen. Das Geld muss erst mal hereinkommen, und die Banken müssten dafür Kredite zur Verfügung stellen», sagte Hambrecht. Eigene Übernahmen schliesst Hambrecht trotz liquider Mittel von drei Milliarden Euro für die nächste Zukunft aus. Derzeit konzentriere sich BASF auf die Integration des Schweizer Chemieunternehmens Ciba, so der BASF-Chef: «Einen grossen Zukauf wie Ciba werden wir nicht machen, das würde die Kapazitäten überfordern.»
Drohung vor Abwanderung der grünen Gentechnik
Ausbauen will BASF aber gemeinsam mit dem US-Konzern Monsanto die grüne Gentechnik. «Unser Agrar-Geschäft wird stark wachsen. Die grüne Gentechnik wird zu einem grossen Geschäft», sagte Hambrecht. «Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Monsanto arbeiten wir etwa an Pflanzen, die einen höheren Ertrag bringen und auf salzigen, trockenen Böden überleben können.? Die ersten Anwendungen werde es in zwei bis vier Jahren geben. Danach werde dieser Bereich schnell wachsen. 2020 könnten BASF und Monsanto mit grüner Gentechnik bereits einen Umsatz «von weit über einer Milliarde Euro» schaffen.
Kartoffel-Streit
Scharfe Kritik übte Hambrecht an den politischen Widerständen in Europa. Seit mehr als zehn Jahren habe BASF erfolglos die Zulassung der Gen-Kartoffel Amflora betrieben. «Wie das in der EU gelaufen ist, das ist ein Skandal», sagte der Vorstandschef. «Die Sicherheit ist uns kürzlich wieder einmal bestätigt worden, aber genehmigt ist Amflora nach wie vor nicht.» Hambrecht drohte mit einer Verlagerung der grünen Gentechnik. «Wenn Amflora nicht genehmigt wird, werden wir prüfen, ob wir uns mit der Pflanzenbiotechnologie aus Deutschland und Europa zurückziehen. Das wäre eine schlimme Entscheidung, politisch getrieben, wider jeden wissenschaftlichen Verstand.»
Branchenmix soll nicht geändert werden
Keine Änderungen will Hambrecht im Branchenmix vornehmen, obwohl der Nachfrageeinbruch der Autoindustrie stark auf den BASF-Umsatz durchschlägt. «Die Krise trifft uns, und wir werden dieses Jahr voraussichtlich nicht unsere Kapitalkosten verdienen», sagte der Unternehmenschef. «Mit der Autoindustrie und dem Bau machen wir jeweils 10 bis 15 Prozent unseres Umsatzes, ansonsten sind wir breit aufgestellt.» Mit Produkten für die Autoindustrie werde BASF noch viel Geld verdienen, sagte Hambrecht. «Wir denken über Innovationen in Autos nach, über gewichtssparende Kunststoffe und bessere Katalysatoren. Wir arbeiten an wichtigen Komponenten für Elektroautos und setzen auf Brennstoffzellen.»
Hambrecht macht wie geplant 2011 Schluss
Zugleich kündigte Hambrecht an, seinen 2011 auslaufenden Vertrag als Vorstandschef nicht zu verlängern. Der Nachfolger werde aus dem Kreis des aktuellen Vorstandes kommen, wobei der Nachfolger noch nicht feststehe. ?Spekulationen bringen uns nicht weiter. Ausserdem entscheidet darüber der Aufsichtsrat.» Dem Vernehmen nach sind vier Vorstände in der engeren Wahl, die Nachfolge Hambrechts anzutreten. Dazu zählen nach Informationen der «Wirtschaftswoche» Martin Brudermüller, der unter anderem das Asien-Geschäft der BASF verantwortet, Finanzvorstand Kurt Bock, Personalvorstand Harald Schwager sowie Vorstand Hans-Ulr ich Engel, der das Europa-Geschäft sowie Öl und Gas verantwortet. (awp/mc/ps/31)