Das geplante Barangebot an die Aktionäre belaufe sich auf 37 Dollar je Aktie und könnte unter Umständen um einen Dollar je Aktie erhöht werden, teilte der weltgrösste Chemiekonzern am Dienstag in Ludwigshafen mit. BASF-Vorstand und Aufsichtsrat haben für die Übernahme, die die bisher grösste der Unternehmensgeschichte wäre und aus eigenen Mitteln finanziert werden soll, bereits grünes Licht gegeben.
«Unerbetenes» Angebot
Die Führungsspitze des US-Unternehmens stufte den Vorstoss BASFs zunächst als «unerbeten» ein. Am Abend kündigte sie dann jedoch an, die Milliardenofferte zu prüfen und danach ihren Aktionären einen Vorschlag zu unterbreiten. Bis dahin rät Engelhard seinen Anteilseignern, still zu halten. BASF hatte zuvor mitgeteilt, dass man habe sich vergeblich darum bemüht habe, mit den Führungsgremien Engelhards eine einvernehmliche Transaktion zu vereinbaren. BASF hofft, dass sich die Engelhard-Spitze sich auf einen «konstruktiven Dialog» einlässt. Sollte es dazu kommen und die dabei erhaltenen Informationen dies rechtfertigen, sei BASF bereit, den Kaufpreis um einen Dollar je Aktie zu erhöhen. Damit würde der Kaufpreis auf etwas mehr als fünf Milliarden Dollar steigen.
BASF Aktien fielen, Engelhard stieg
An der Börse stieg die Engelhard-Aktie bis US-Börsenschluss um 26,04 Prozent auf 38 Dollar und damit genau auf den Wert nach einer möglichen Erhöhung der Offerte. Die BASF-Aktie rutschte nach Bekanntgabe der Übernahmeabsicht ins Minus und verlor bis zum Handelsschluss in Frankfurt 1,43 Prozent auf 63,90 Euro. Die Engelhard Corporation aus Iselin in New Jersey ist ein Anbieter von Materialien für die Katalyse und Oberflächenveredlung. Das Unternehmen ist in den USA einer der wichtigsten Zulieferer für die Automobil- und Chemie-Industrie. Bei einer erfolgreichen Übernahme will BASF das eigene Katalysatoren-Geschäft mit Engelhard am Sitz in New Jersey zu einem neuen Geschäftsbereich verschmelzen.
Startegischer Ausbau statt Stellenabbau
Einen grösseren Stellenabbau bei Engelhard werde es nicht geben. Vielmehr solle das Unternehmen strategisch ausgebaut werden. Wie BASF weiter mitteilte, entspreche der Kaufpreis einer Prämie von 23 Prozent auf den Schlusskurs der Engelhard-Aktie vom 20. Dezember 2005 von 30,05 US-Dollar sowie einer Prämie von 30 Prozent gegenüber dem Kursmittel der l etzten 90 Tage von 28,42 US-Dollar. BASF verfügt nach eigenen Angaben über ausreichende Mittel, um die Übernahme aus eigener Kraft zu stemmen. Ende September wies der Chemiekonzern in seiner Bilanz 4,3 Milliarden Euro (rund 5,1 Mrd Dollar) an Geld und Geldanlagen aus. Die Ratingagentur Standard & Poor’s kündigte an, die Einstufung BASFs auf eine mögliche Abstufung hin zu überprüfen. Bislang hält BASF nach eigenen Angaben erst wenige Engelhard-Aktien. Die zehn grössten Aktionäre des US-Unternehmens, die rund 55 Prozent der Stammaktien halten, seien noch nicht angesprochen worden. Engelhard hatte in den ersten neun Monaten 2005 einen Umsatz von 3,3 Milliarden Dollar und ein operatives Ergebnis (EBITA) von 318 Millionen Dollar erzielt. Der Konzernüberschuss erreichte 181 Millionen Dollar.
BASF erhofft sich mehr Unabhängigkeit von der Weltkonjunktur
BASF glaubt, dass das Angebot «eine aussergewöhnliche Chance» für die Engelhard-Aktionäre sei. Besondere Genehmigungshürden seien nicht zu erwarten. «Wir hoffen, dass das Board und das Management von Engelhard diese Gelegenheit sowie die Vorteile für die Mitarbeiter von Engelhard erkennen. Wir wollen die Geschäftsbeziehungen mit den Kunden von Engelhard fortsetzen und weiter ausbauen», sagte BASF-Chef Jürgen Hambrecht. Engelhard sei ein attraktives und profitables Unternehmen. BASF könnte mit dem Zukauf in einem weiteren Schlüsselgeschäft an die Weltspitze vord ringen und unabhängiger von der Weltkonjunktur werden. Derzeit verhandelt BASF auch über den Kauf der Degussa-Bauchemie. Hambrecht betonte, der Konzern halte weiter an den Zielen Dividendenverbesserung, Aktienrückkauf und profitablem Wachstum fest. BASF beabsichtigt nun, in Kürze ein Angebot zum Erwerb aller Stammaktien von Engelhard bei der US-Börsenaufsicht SEC einzureichen. Voraussetzung für die Transaktion sei zudem, dass von Engelhard gegen eine Übernahme geschaffene «Giftpillen» (Poison Pills) nicht angewendet werden. BASF hat Lehman Brothers als Finanzberater verpflichtet.
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