Baubranche: Der Staat als Stellenretter
Von Martin Skalsky
«Wenn jetzt investiert wird, kann ein Abbau von Arbeitsplätzen verhindert werden», sagt Vasco Pedrina, Zentralpräsident der Gewerkschaft Bau und Industrie, am Dienstag dem Tages-Anzeiger. Deswegen sollen in der Schweiz neue Wohnungen gebaut, der öffentliche Verkehr ausgebaut, Kanalisationen erneuert und Schulen renoviert werden. Denn die Angst vor einem weiteren massiven Stellenabbau im der Baubranche ist gross.
Wichtigster Arbeitgeber: Der Staat
Christian Bubb, Chef des grössten Schweizer Bauunternehmens Zschokke, schockte in einem Interview mit seiner Prognose, dass in naher Zukunft erneut 10’000 bis 15’000 Stellen im Bauhauptgewerbe abgebaut werden müssten. Bekannt ist, dass die Bauwirtschaft zu einem massgeblichen Teil von öffentlichen Aufträgen lebt. Mehr als ein Drittel aller Bauausgaben in der Schweiz werden durch Aufträge von Bund, Kantonen und Gemeinden ausgelöst. Spart nun die öffentliche Hand bei Infrastrukturbauten, werden noch mehr Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen.
Zürich investiert antizyklisch
Der Stadtrat der Stadt Zürich hat entschieden, die Bauinvestitionen auf einem hohen Niveau zu halten, weiss Peter Ess, Direktor des Amts für Hochbauten der Stadt Zürich. «Gerade in Tagen, wo der Ruf nach Steuersenkungen immer lauter wird, ist das beachtlich.» Die Bautätigkeit der Stadt ist nicht erst seit gestern hoch. Während das städtische Hochbauamt 1997 gerade mal 150 Millionen Franken verbaute, waren es 2003 gut 400 Millionen Franken.
Ein angemessenes Bauvolumen macht auch aus wirtschaftlichen Überlegungen durchaus Sinn. Denn an Unterhaltsinvestitionen zu sparen ist überaus ineffizient und langfristig äusserst kostspielig. Diese Erfahrung hat man in der Stadt Zürich zu Beginn der 90er Jahre gemacht, als das Baubudget massiv zusammengestrichen wurde und die Unterhaltsarbeitsn auf nächste Budgetperioden verschoben wurde.
Gefahr aus Euroland
Unterstützung aus der Politik ist dem Baugewerbe also gewiss. Gefahr droht den Angestellten hingegen durch die EU-Osterweiterung und die Bilateralen Verträge II. Sollten die ausländischen Arbeitskräfte nicht ausnahmslos dem Gesamtarbeitsvertrag unterstellt werden, könnten etwa österreichische Firmen mit billigen EU-Arbeitskräften aus Polen die hiesigen Unternehmen mit Preisdumping ausbooten. Dies wäre gar bei Aufträgen möglich, die von Schweizer Steuergeldern finanziert werden.
Martin Skalsky (swisscontent)