Die Schweiz könne es sich durchaus leisten, ihren Bauernfamilien einen anständigen Preis zu bezahlen. Und dieser sei angesichts der Leistungen, welche die Landwirtschaft erbringe, durchaus angebracht. Im aktuellen Bericht zur Situation der Landwirtschaft stellte der Bauernverband diese Leistungen den öffentlichen Geldern sowie den Konsumentenpreisen gegenüber.
Tadellose Kaufkraft
Der Bericht kommt zum Schluss, dass die teure Landwirtschaft ein Mythos ist. Obwohl die Lebensmittelpreise in der Schweiz nach wie vor teurer als im Ausland seien, müssten die Schweizer Konsumenten immer weniger dafür ausgeben. An die 7 % eines Haushaltsbudgets gingen heute noch auf Kosten des Essens. Die Differenz zu Lebensmittelpreisen im Ausland würden durch höhere Löhne und tiefere Ausgaben kompensiert, sagte SBV-Direktor Jacques Bourgeois. Die Kaufkraft sei das wichtigste Argument bei der Preisdiskussion. Und diese sei in der Schweiz absolut tadellos.
«Jammerei» fehl am Platz
Die «Jammerei» wegen vermeintlich zu teuren Lebensmitteln sei also fehl am Platz. Die Schweiz sei zwar ein Hochpreisland aber eben auch ein Hochlohnland. Es bestehe daher kein Grund zur Klage. In einem Liter Milch zum Beispiel stecke eben auch mehr als nur Milch, sagte Walter. Bei genauerem Hinsehen entdecke man darin Landschaft, Natur, Lebensqualität, Nahrungsmittelsicherheit, Tierwohl, Agrotourismus und Kultur. Dies könne nicht gratis sein und bedinge Investitionen.
«Fair Trade» auch im Inland
Der Bericht zeige, dass die Aufwendungen für die Landwirtschaft mehr als angemessen für deren Leistungen seien. Leider würden die Bundesgelder kontinuierlich gekürzt was sich zusammen mit agrarpolitischen Reformen und der stetigen Öffnung der Märkte negativ auf das Einkommen der Bauern ausgewirkt habe. Doch um dem Lebensmittelsektor eine echte Perspektive zu geben, brauche es anständige Preise. «Fair Trade» solle nicht nur im Ausland gefragt sein, denn Preisdrückerei auf Kosten der Bauern sei auch in der Schweiz nicht angebracht.
Produzentenpreise: Spielraum praktisch ausgeschöpft
Der Spielraum bei den Produzentenpreisen sei heute aber nahezu ausgeschöpft, hielt Walter fest. Die erneute Preisreduktion von rund 9 Rappen auf Anfang dieses Jahres treffe die Bauern hart. Die Milch sei ein qualitativ hochstehendes Produkt, für dessen Wert der Schweizerische Bauernverband zusammen mit den Produzenten kämpfen werde. (awp/mc/ps/35)