Bayer nach Krisenjahr optimistisch
Im vergangenen Jahr verdienten die Leverkusener allerdings wegen hoher Sonderaufwendungen und negativen Währungseffekten deutlich weniger als von Analysten erwartet und erfüllten auch die eigenen Ziele nur äusserst knapp. Entsprechend geriet die Aktie im frühen Handel deutlich unter Druck.
Gewinn um ein Fünftel abgesackt
2009 war stark durch die Krise geprägt. Zudem sorgten ungünstige Wechselkursverhältnisse insbesondere im vierten Quartal für Gegenwind. Darüber hinaus schlugen unerwartet hohe Kosten für die Schering-Integration, Restrukturierungen und Rechtsfälle stark negativ zu Buche. Der Gewinn sackte entsprechend um rund ein Fünftel auf 1,36 Milliarden Euro ab, während der Umsatz um gut fünf Prozent auf 31,17 Milliarden Euro sank. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (EBITDA) sowie vor Sonderposten ergab sich ein Minus von 6,6 Prozent auf rund 6,47 Milliarden Euro. Analysten hatten insbesondere beim Gewinn einen deutlich höheren Wert erwartet.
2010: Umsatzzunahme von mehr als 5 Prozent erwartet
Wenning zeigte sich für die Zukunft gleichwohl optimistisch. Für das laufende Jahr rechnet er beim operativen Ergebnis (EBITDA pre ex) mit einem Anstieg in Richtung sieben Milliarden Euro. Der Umsatz dürfte 2010 währungs- und portfoliobereinigt um mehr als fünf Prozent zulegen. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie sei ein Anstieg um etwa zehn Prozent zu erwarten.
Ergebnisentwicklung: Aussichten positiv
Auch darüber hinaus will Bayer weiter wachsen. So sei bis zum Jahr 2012 mit einem jährlichen Umsatzwachstum von währungs- und portfoliobereinigt etwa fünf Prozent zu rechnen. Auch die Aussichten für die weitere Ergebnisentwicklung seien positiv. So solle das EBITDA vor Sonderposten im gleichen Zeitraum auf eine Grössenordnung von acht Milliarden Euro steigen. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie werde ein jährlicher Zuwachs von durchschnittlich zehn Prozent und damit ein Anstieg in der Grössenordnung von fünf Euro je Aktie angestrebt.
Umsatzeinbruch im Kunststoff-Geschäft
Während sich die Umsätze im Gesundheits- (HealthCare) und im Agrochemie-Geschäft (CropScience) erhöhten und neue Rekordhöhen erreichten, brachen die Umsätze im Kunststoff-Geschäft (MaterialScience) konjunkturbedingt um mehr als ein Fünftel ein. Allerdings setzte sich in diesem Geschäft die Erholung im vierten Quartal fort. «Während zu Jahresbeginn weltweit extreme Umsatzeinbussen zu verzeichnen waren, erholte sich das Geschäft im Jahresverlauf deutlich», sagte Wenninng. Er rechnet mit einer weiteren konjunkturellen Erholung. Vor diesem Hintergrund dürfte dieses Geschäft 2010 ein Umsatzwachstum von währungs- und portfoliobereinigt mehr als zehn Prozent erreichen. Das um Sondereinflüsse bereinigte EBITDA solle erheblich steigen. Im ersten Quartal dürfte der Umsatz zum Vorquartal leicht steigen, während weiter steigende Rohstoffkosten zu einem etwa stabilen operativen Ergebnis führen dürften.
Aktie im Minus
Am Finanzmarkt war die Reaktion negativ. Die Aktie büsste 4,05 Prozent auf 47,38 Euro ein, während der Gesamtmarkt um gut ein Prozent zulegte. Der Konzern hatte die operativen Ertrags- und Umsatzerwartungen der Analysten leicht verfehlt und war beim Gewinn sogar deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben, wie am Markt bemängelt wurde. Auch die selbst gesteckten Ziele erfüllten die Leverkusener nur annähernd.
«Zwei-Klassen- Gesellschaft»
Analyst Daniel Wendorff von der Commerzbank zeigte sich vom Ausblick enttäuscht. Auch der Gewinn habe im vierten Quartal vor allem wegen unerwartet hoher Einmalbelastungen enttäuscht. Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank kommentierte die Zahlen im Vergleich zu denen von BASF am Vortag: «Das nennt man wohl Zwei-Klassen- Gesellschaft: BASF lieferte gestern wirklich gute Zahlen und einen positiven Ausblick und Bayer kommt heute nun eher mit Moll-Daten.» (awp/mc/ps/02)