BCV-Prozess: Sprachlosigkeit der Politiker über die Manipulationen

Eine Untersuchung hatte damals Bilanzmanipulationen zutage gefördert.  Wir waren sprachlos», erklärte die damalige Volkswirtschaftsdirektorin Jacqueline Maurer (FDP) zur Publikation des so genannten «Bernasconi-Berichts» im Januar 2003.


Reserven für gefährdete Kredite manipuliert
Der ehemalige Tessiner Staatsanwalt Paolo Bernasconi hatte aufgedeckt, dass die Kantonalbank (BCV) unter der Leitung von Gilbert Duchoud 1996 die Reserven für gefährdete Kredite manipuliert hatte. Vorher waren die Kantonsregierung und auch die Mitglieder des Verwaltungsrats davon ausgegangen, dass die erst im Jahr 2001 von der Eidg. Bankenkommission entdeckte Reserve-Unterdeckung wegen zu optimistischer Annahmen über die Risiko-Exposition zustande gekommen war.


«Fast vom Stuhl gefallen»
Diesen Standpunkt hatte auch der grüne Nationalrat Luc Recordon vertreten, als er im Februar 2002 – kurz nach Ausbruch der Affäre – in den Verwaltungsrat gewählt wurde. Als er dann knapp ein Jahr später vom Bericht Bernasconi Kenntnis genommen habe, sei er «fast vom Stuhl gefallen», sagte er im Zeugenstand. Vorher habe er das Gefühl gehabt, dass Gilbert Duchoud – CEO von 1996 bis 2001 und danach VR-Präsident – einfach die Lage falsch eingeschätzt habe. Den erzwungenen Abgang von Duchoud im April 2002 habe er vor dem Bernasconi-Bericht als «Bauernopfer aus Gründen der Staatsräson» empfunden. Deshalb habe er sich auch dafür eingesetzt, dass Duchoud mit 2,02 Mio CHF eine höhere Abgangsentschädigung erhalten habe als vertraglich festgelegt gewesen sei (1,6 Mio CHF). Hätte er jedoch von den Vorkommnissen aus den Jahren 1996 bis 2001 und dem Umstand gewusst, dass Duchoud diese Ereignisse verschleiert habe, dann hätte er eine Entschädigung in dieser Höhe nicht gutgeheissen, erklärte Recordon. (awp/mc/gh)

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