Bei BenQ kein Retter in Sicht – Mitarbeiter in Auffanggesellschaft

Dies sagte Insolvenzverwalter Martin Prager am Mittwoch in München. «Die Palette der Interessenten reichte von namhaften Branchenunternehmen über Finanzinvestoren bis zum Glücksritter.» Er habe aber kein einziges Kaufangebot vorliegen. Seine Aufgabe sei es nun, das vorhandene Vermögen im Interesse der Gläubiger zum bestmöglichen Preis zu verwerten. Dies könnte theoretisch noch immer den Komplettverkauf bedeuten. «Es gibt noch Interessenten, mit denen wir sprechen.» Auch die IG Metall hat noch Hoffnung.


90 Prozent der Mitarbeiter in Auffanggesellschaften
Von den ursprünglich rund 3.000 Mitarbeitern in Deutschland sind derzeit noch etwa 260 mit der Abwicklung des Betriebs und der Auslaufproduktion beschäftigt. 500 Beschäftigte kündigten in den vergangenen Monaten von sich aus, zum Beispiel, weil sie einen neuen Job beim früheren Besitzer Siemens gefunden haben. Von den übrigen Beschäftigten wechselten mehr als 90 Prozent in die Auffanggesellschaften, die den Betroffenen für bis zu zwölf Monate bei der Jobsuche und der Qualifizierung helfen sollen.


Insolvenzverfahren nun offiziell eröffnet
Am Neujahrstag war das Insolvenzverfahren drei Monate nach dem Zusammenbruch der früheren Siemens-Handysparte offiziell eröffnet worden. Alle Versuche, BenQ Mobile als Ganzes oder in Teilen vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu verkaufen, waren zuvor gescheitert. Das Insolvenzverfahren sei aber auch eine Chance, sagte Prager. «Jetzt ist es für einen Interessenten möglich, Mitarbeiter ohne arbeitsrechtliche Altlasten einzustellen.» Allerdings dränge die Zeit. Je länger die Produktion still liege, desto geringer seien die Aussichten auf einen Neustart des Geschäfts. Im vierten Quartal 2006 machte BenQ Mobile noch 51 Millionen Euro Umsatz. Die ursprünglichen Pläne sahen Erlöse von 391 Millionen Euro vor.


Chancen für Auffanglösung noch vorhanden
Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer sagte, die Gewerkschaft hoffe weiter auf den Erhalt von möglichst vielen Arbeitsplätzen. «So lange Gespräche geführt werden, gibt es auch nach der Eröffnung der Insolvenz noch Chancen für eine Auffanglösung bei BenQ.» Diese wichtige Zukunftstechnologie müsse auch zukünftig in Deutschland eine Chance haben.


Managementfehler und Austausch der Führungsspitze
Der Siemens-Konzern hatte sich vor gut einem Jahr nach hohen Verlusten von seiner Handysparte getrennt. Anfangs sei die Sparte bei Siemens durchaus erfolgreich geführt worden, sagte Prager. Dann aber seien Managementfehler begangen und die Führungsspitze mehrmals ausgetauscht worden. «Davon hat sich das Unternehmen nicht erholt.» Auch der Käufer BenQ sei mit den Herausforderungen nicht fertig geworden. (awp/mc/ab)

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