Wann das Kapitel Quelle geschlossen werden soll, steht indes noch nicht fest.
Branche geschockt
Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi vom Dienstag droht mehr als 6.000 der Deutschland-weit 10.500 Quelle-Mitarbeiter die Arbeitslosigkeit. Bereits im August mussten 3.100 Beschäftigte gehen. Vergangenen Freitag erhielten 800 weitere die Kündigung. Es blieb die Hoffnung, durch die Verschlankung einen Investor für das zum ebenfalls zahlungsunfähigen Handelskonzern Arcandor gehörende Unternehmen zu finden. Quelle-Betriebsratschef Ernst Sindel sprach von einer «Riesen-Katastrophe». Aber auch die Versandbranche zeigte sich geschockt. «Wir sind weit von Häme entfernt», hiess es bei einem Konkurrenten, der namentlich nicht genannt werden wollte.
Keine Factoring-Lösung über das Jahresende hinaus
Grund für das Scheitern war am Ende das sogenannte Factoring. Diese für Versandunternehmen typische Art der Vorfinanzierung von Kundenforderungen übernimmt die Quelle-Hausbank Valovis mit Unterstützung der BayernLB und der Commerzbank – allerdings nur bis zum Jahresende. Eine Einigung über den 1. Januar 2010 hinaus habe nicht erzielt werden können, so Görg. Dies hatten die Kaufinteressenten aber zur Bedingung für ihren Einstieg gemacht. Eine Sprecherin der Valovis-Bank sagte auf Anfrage, ernsthafte Gespräche mit den Investoren für Quelle habe es nie gegeben. Ihr Haus habe zwar Interesse signalisiert, das Factoring weiter zu machen, allerdings nicht in Eigenregie, sondern nur mit BayernLB und Coba zusammen. Die beiden Banken waren im September auf politischen Druck der Valovis Bank bei der Finanzierung beigesprungen.
Insolvenzverfahren läuft
Der geplante Verkauf von Quelle Deutschland stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Für Quelle läuft ebenso wie für Arcandor und anderen Gesellschaften seit 1. September ein Insolvenzverfahren. Das Unternehmen mit Sitz in Fürth ist Teil der Versandsparte Primondo, zu der auch profitable Geschäfte wie Spezialversender (Hess Natur, Baby Walz) und der Homeshopping-Kanal HSE 24 gehören.
Seit Jahren das Sorgenkind der Primondo-Gruppe
Insolvenzverwalter Görg hatte ursprünglich versucht, die Sparte als Ganzes zu verkaufen. Noch vergangene Woche hiess es, der Verkauf könne bis Ende Oktober über die Bühne gehen. Branchenbeobachter hatten allerdings von Anfang an geunkt, dass es schwierig sein werde, jemanden zu finden, der sich Quelle ans Bein binden wolle. Der Universalversender war seit Jahren das Sorgenkind in der Primondo-Gruppe. Trotz jahrelanger Umstrukturierung hatte das Unternehmen die Wende nie richtig geschafft.
Verkauf der Einzelteile
Was nun folgen soll, ist ein Verkauf der Einzelteile von Primondo. Für das nach wie vor gesunde Auslandsgeschäft von Quelle will Görg «unverzüglich» den Verkaufsprozess einleiten. «Die internationalen Gesellschaften verfügen nach wie vor über stabiles Geschäft und sind solide, stabile und zuverlässige Partner – bei Kunden wie bei Lieferanten», sagte der Insolvenzverwalter. Gleiches gelte für HSE 24. Die Spezialversender sollen ihr Geschäft autark weiterführen.
Nach Angaben eines Sprechers der Insolvenzverwaltung wurden bereits die ersten Interessenten telefonisch angesprochen. Namen wollte er allerdings nicht nennen. Der Hamburger Versender Otto hatte bereits in der Vergangenheit seinen Hut für einige Spezialversender in den Ring geworfen. (awp/mc/pg/20)