Die Gründungsquote der erwachsenen Schweizer liegt bei rund 6,3%, wie eine Studie der Uni St. Gallen ergeben hat. Die Studie ist im Rahmen des Projekts «Global Entrepreneurship Monitor» (GEM) entstanden, an der 42 Länder teilnahmen. Die Schweiz beteiligte sich 2007 zum vierten Mal am GEM-Projekt.
Schweiz deutlich vor Nachbarländern
Die Schweiz positionierte sich dabei im Mittelfeld der Länder mit hohem Einkommen, signifikant hinter Island, Hongkong und den USA. Sie liegt aber deutlich vor ihren direkten Nachbarländern. Im Vergleich zum Jahr 2005 (6,1%) ist die Gründungsquote leicht, aber nicht statistisch signifikant gestiegen.
Island, Irland und Spanien in Europa an der Spitze
Relativ am meisten Unternehmen werden in Europa in Island, Irland und Spanien gegründet. Im weltweiten Vergleich liegt die Gründungsquote insbesondere in den Entwicklungs- und Schwellenländern wie Thailand, Peru, Kolumbien und Venezuela hoch. Auch anglo-amerikanische Länder zeichnen sich durch viele Gründungen aus.
Überdurchschnittlich viele Frauen gründen Unternehmen
In der Schweiz liegt die Gründungsquote von Frauen bei 4,9% und von Männern bei 7,6%. Damit sind etwa 40% aller Gründer weiblich, was im internationalen Vergleich überdurchschnittlich ist. Den Verfassern der Studie erscheint dies paradox angesichts der für Frauen «sehr schlechten Rahmenbedingungen». In den vergangenen Jahren habe es punkturelle Verbesserungen gegeben, um unternehmerisches Engagement von Frauen zu fördern, heisst es in der Studie. Weite Teile der Familienpolitik (z.B. Krippenplätze, Stundenplangestaltung, Mittagstisch) obliege den Kantonen und Gemeinden. Die gesellschaftliche Akzeptanz von Unternehmensgründungen von Frauen nehme zu.
Gute Rahmenbedingungen
Als gut werden allgemein die Rahmenbedingungen bei der physischen Infrastruktur und dem Schutz geistigen Eigentums bewertet. Im internationalen Vergleich sind auch der Wissens- und Technologietransfer sowie öffentliche Förderprogramme gut aufgestellt. Kritisiert wird hingegen die Vermittlung gründungsrelevanter Themen an Schulen sowie die zum Teil mangelnde Marktoffenheit der Schweizer Volkswirtschaft.
Zu wenig wachstumsorientiert
Problematisch ist ausserdem, dass in der Schweiz Unternehmen nur selten zum Zweck des wirtschaftlichen oder sozialen Aufstiegs gegründet werden und daher häufig wenig wachstumsorientiert sind. Schweizer Experten beklagen, dass heimische Gründungen zu wenig ambitiöse Wachstumsziele verfolgen und damit hinter ihrem Potenzial zurückbleiben. «Viele Unternehmer denken zu klein – auch in geografischer Hinsicht – und orientieren sich zu stark an der Technologie als an den Bedürfnissen des Kunden», heisst es in der Studie.
Höhere Unabhängigkeit ein grosses Ziel
Drei Viertel aller Gründungen erfolgt, weil die Gründer eine gute Geschäftsmöglichkeit ausnutzen wollen. Der Anteil der Gründungen aus Not (fehlende Einkommensalternative) ist in der Schweiz im internationalen Vergleich mit 14% gering. Mehr als 70% aller Gründer streben nach höherer Unabhängigkeit. (awp/mc/pg)