von Patrick Gunti
Herr Weibel, die Schlussfrage diesmal am Anfang: Wer wird Europameister?
Ich kenne die Antwort am 29. Juni 2008.
Der Bundesrat hat Sie per Anfang 2007 zum Delegierten für die UEFA EURO 2008 ernannt. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?
Mitwirken zu können an der Vorbereitung der drei aussergewöhnlichsten Wochen, welche dieses Land je erlebt hat.
In gut sechs Monaten erfolgt der Anpfiff zum Grossanlass – welches sind heute noch die grössten «Baustellen»?
Die wichtigsten Themen, die uns in den nächstn Monaten beschäftigen sind: die Gastgeber-Initiative, die Umsetzung des Verkehrskonzeptes, die Definition und Beübung der Einsatzorganisation wahrend der Euro und die Umsetzung des Sicherheitsklonzeptes.
Das Thema Sicherheit beschäftigte die Bevölkerung zuerst vor allem im Zusammenhang mit den Kosten, spätestens nach den Randalen an der Anti-SVP-Demonstration in Bern kam aber auch die Frage auf, ob die Sicherheitskräfte die Lage überhaupt im Griff haben können. Wie sehen Sie die Situation?
Ich bin sehr zuversichtlich. Noch viel mehr, seitdem wir ein so günstiges Los erhalten haben. Wir werden bestens vorbereitet sein.
«Es ist ja auch eigenartig, schon ein Jahr vor einem Grossanlass Euphorie erwarten zu wollen.» (Benedikt Weibel)
Hat sich nach der Auslosung vom 2. Dezember mit den «Schweizer Gruppen» in Basel/Genf (Schweiz, Tschechien, Türkei, Portugal) und Bern/Zürich (Niederlande, Italien, Rumänien, Frankreich) etwas am Sicherheitsdispositiv verändert?
Ja, wir haben Glück gehabt. Wir haben, ganz im Gegensatz zu Österreich, kein Hochrisikospiel.
Wiederholt wurde die fehlende Euphorie in den Gastgeberländern moniert. Tatsächlich hat man heute kaum das Gefühl, dass 2008 ein gigantischer Sportanlass über die Bühne gehen wird. Glauben Sie, dass der Schweizer Bevölkerung die Dimension des Anlasses und die Möglichkeiten, die sich bieten, wirklich bewusst sind?
Selbstverständlich. Die Situation ist schon ganz anders, seitdem wir wissen, wer wo spielt. In Bern spricht schon heute alles von den Holländern. Es ist ja auch eigenartig, schon ein Jahr vor einem Grossanlass Euphorie erwarten zu wollen.
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Bei Ihrem Amtsantritt wollten Sie mit einem Dreipunkte-Plan die Bedingungen schaffen, damit sich die Menschen für die UEFA EURO 2008 begeistern können: 1.) Vertrauen schaffen, 2.) Sympathie schaffen, 3.) Vorfreude schaffen. Wo stehen wir heute?
Zwischen 2 und 3.
Ein wichtiger Punkt ist das Image, das die Schweiz in die Welt hinaus transportieren kann. Dazu haben Sie ein Gastgeberkonzept entwickelt. Was sind die wichtigsten Punkte dieses Konzepts und wie bringen Sie diese Botschafen zu den Menschen?
Wir werden etwa 50’000 Menschen der ganzen «Servicekette» vorbereiten und trainieren. Das geht von den Menschen an der Grenze, in den Flughäfen, der Bahn, der Sicherheitsdienste, der Volontäre bis zum Personal der Hotels und Restaurants
Die Schweiz als sympathischer Gastgeber, ein erfolgreiches Nationalteam, was weiter benötigt es, damit der Anlass den Menschen längerfristig positiv in Erinnerung bleibt?
Eine gute Bewältigung der riesigen Verkehrsströme und möglichst wenig Randale.
Ist die Fussball-WM 2006 in Deutschland punkto Begeisterung, Selbstdarstellung und Sicherheit das Vorbild der UEFA EURO 2008 oder sind die Anlässe schon allein von der Grösse her nur schwer zu vergleichen?
Die Anlässe sind sehr wohl vergleichbar und Deutschland ist durchaus ein Vorbild.
Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit der Organisation in Österreich – wo am Sonntag, 29. Juni 2008 auch das Endspiel stattfindet? Haben Sie bereits ein Ticket?
Die Zusammenarbeit mit unseren Österreichischen Partnern klappt hervorragend. Und um den Final habe ich mich noch keine Sekunde gekümmert.
Welche Aufgabe würde Sie als nächstes reizen?
Das ist mir heute noch kein Gedanken wert.
Herr Weibel, alles Gute und besten Dank für die Beantwortung unserer Fragen.
Zur Person:
Benedikt Weibel ist Delegierter des Bundesrates für die Fussball-Europameisterschaft Euro 08. In dieser Funktion steuert und koordiniert er die Tätigkeiten der öffentlichen Hand. Das Projekt ist in die vier Teilprojekte Sicherheit, Verkehr, Standortmarketing und Projekte/Massnahmen gegliedert. Er verantwortet das Budget des Bundes von 82 Mio Franken gegenüber dem Bundesrat und der eidgenössischen Finanzdelegation. Er leitet den Steuerungsausschuss mit den Gastgeberstädten, dem Schweizerischen Fussball Verband, der Euro SA und Kantonsvertretern. Ausserdem ist Weibel Dozent für «Praktische Betriebswirtschaft» an der Universität Bern, Kolumnist und Mitglied verschiedener Verwaltungsräte. Ende 2006 war er nach 14 Jahren im Amt als CEO der SBB zurückgetreten.