Berna Biotech übernimmt für 279 Mio. Euro den holländischen Impfstoffhersteller Rhein Biotech. Mit der Akquisition will Berna bis im Jahr 2005 zum weltgrössten Impfstoffunternehmen avancieren.
Von Patrick Imper
Durch die Akquisiton von Rhein Biotech durch Berna entsteht in der Schweiz ein zweites Biotech-Powerhaus.
Ende 2001 beliefen sich die flüssigen Mittel von Berna Biotech auf über 260 Mio. Franken. Ein ausreichender Betrag, um über mögliche Akquisitionen zu spekulieren. Nun ist es soweit: Berna hat heute Donnerstag bekannt gegeben, dass es für 279 Mio. Euro den niederländischen Impfstoffhersteller Rhein Biotech, der am Neuen Markt in Frankfurt kotiert ist, übernehmen will. Für 2002 rechnet das Unternehmen mit Impfstoff-Erlösen von 140 Mio. Euro. Das Management erwartet ein jährliches Gesamtwachstum von über 25 Prozent und bis zum Jahr 2005 einen Impfstoff-Erlös von 300 Mio. Euro, die Ebidta-Marge soll dann 20 bis 25 Prozent betragen. Damit wäre Berna Biotech die weltweite Nummer eins der reinen Impfstoff-Unternehmen. Die Übernahme soll teilweise mit der vorgeschlagenen genehmigten Kapitalerhöhung um nominal fünf Mio. Franken finanziert werden, bis Ende Juli/Anfang August soll die Transaktion abgeschlossen sein.
Nur 19 Prozent an Aktionäre der Holländer
Der Zusammenschluss muss als reine Übernahme taxiert werden: Das Unternehmen wird weiterhin Berna Biotech heissen und in der Schweiz seinen Sitz haben. Der bisherige Berna-CEO, Kuno Sommer, bleibt CEO; Daan Ellens, bislang CEO von Rhein Biotech, wird Stellvertreter von Sommer und übernimmt während der Integrationsphase die Funktion des COO. Der Verwaltungsrat von Berna Biotech wird durch zwei Vertreter von Rhein Biotech ergänzt, Peter Giger amtet weiterhin als VR-Präsident. Die bisherigen Aktionäre der Rhein Biotech werden nach Abschluss der Transaktion rund 19 Prozent am fusionierten Unternehmen halten. Dennoch dürften die Rhein-Biotech-Anteilseigner zufrieden sein, bezahlt doch Berna Biotech für jede Aktie des holländischen Unternehmens einen Aufpreis von rund 43 Prozent.
Rhein Biotech und Berna ergänzen sich
Mit Berna und Rhein Biotech haben sich zwei Unternehmen gefunden, die sich offenbar gut ergänzen: «Unsere Unternehmen fügen sich auf natürliche Weise zusammen», erklärte CEO Kuno Sommer, «es ergeben sich durchwegs wachstumstreibende Synergien, von der Forschung bis hin zu Verkauf und Marketing». So besitzen die beiden Unternehmen gemäss Pressemitteilung sich ideal komplementierende Geschäftssegmente bei Grippe-, Reise- und Hepatitis-Impfstoffen. Zudem: Während Berna seine Impfstoffe zu 89 Prozent in Europa absetzt, erzielt Rhein Biotech nur rund 10 Prozent der Erlöse auf dem Alten Kontinent. Kostensynergien erwartet Berna aus dem Einsparungen im Bereich der allgemeinen Administration und aus Anwendung von hocheffizienten Produktionsmethoden für neue Produkte.
Drittgrösster Hersteller von Hepatitis-B-Impfstoff
Die Holländer gelten als der weltweit drittgrösste Hersteller von Impfstoffen gegen Hepatitis-B und sind im asiatischen Schlüsselmarkt Korea Marktführer. Rhein Biotech erzielte im 2001 mit rund 300 Mitarbeitern, einen Drittel davon im Bereich Forschung und Entwicklung, einen Umsatz von 82 Mio. Euro, der Gewinn belief sich auf rund 7 Mio. Euro.
Gut gefüllte ProduktpipelineAuch für die Zukunft der neuen Berna Biotech sieht es nicht schlecht aus: Die Produktpipeline umfasst derzeit 22 Impfstoffe, wovon sechs in bzw. vor Eintritt in Phase III der klinischen Entwicklung sind. Das Unternehmen rechnet damit, dass in den nächsten drei Jahren insgesamt bis zu sieben neue Impfstoffe auf den Markt gebracht werden können, wodurch das organische Wachstum stark beschleunigt würde.