Bernt Arpagaus, Vorsitzender der Geschäftsleitung Glarner Kantonalbank

von Patrick Gunti


Herr Arpagaus, die Glarner Kantonalbank hat zum 3. Mal in Folge ein Rekordergebnis erzielt. Der Bruttogewinn wurde um 18,5 % gesteigert, ebenso resultierte ein leicht gesteigerter Reingewinn von 19,4 Mio. Franken. Wie werten Sie das Resultat?


Wir freuen uns über das gute Resultat, welches in unserem Hauptgeschäft, dem Zinsen- und Anlagegeschäft, erzielt wurde. Es ist auch Ausdruck der Umsetzung unserer Strategie in unserem Hauptgeschäft ertragsmässig zu wachsen.


Was hat das Zinsengeschäft geprägt?


Einerseits ist hier ein professionelles und risikoarmes Zinsmanagement für uns wichtig. Andererseits ist die GLKB recht stark bei den KMU und dem Gewerbe engagiert. Dies ist einerseits eine Geschäftssparte mit etwas höheren Risiken als reine Hypotheken, welche ja voll durch Grundpfänder gedeckt sind. Und höhere Risiken benötigen auch eine höhere Entschädigung (Zinsmarge). Andererseits erlaubt es aber auch mehr massgeschneiderte Lösungen. Solche sind Kundenorientiert und daher auch weniger Preissensibel.


Die GLKB hat die Eigenmittel durch Zuweisung von 14,3 Mio. Franken an die Reserven gestärkt. Der Eigenmitteldeckungsgrad liegt nun bei 144 % und über den gesetzlich geforderten Eigenmitteln, auch 2008 legen Sie den Fokus auf eine weitere Stärkung der Eigenmittel. Was sind die Gründe?


Da in den früheren Jahren vom Bankrat und Eigner weniger Wert auf eine hohe Eigenkapitaldecke gelegt wurde – es besteht ja eine Staatsgarantie – wurden die Gewinne grosszügig ausgeschüttet. Zudem war die Ertragslage der Bank noch vor wenigen Jahren wesentlich tiefer. Die GLKB hat heute im Vergleich mit anderen Kantonalbanken einen geringeren Eigenmittelüberschuss und dies trotz den etwas risikoreicheren KMU- und Gewerbeausleihungen. Aus diesem Grund und zur Absicherung gegenüber dem Kanton, möchte die Bank die Eigenmittelquote weiter erhöhen und damit die Risikofähigkeit verbessern. Ziel ist es, den Durchschnitt von 160-180 % zu erreichen.


Bankratspräsident Martin Leutenegger hat bei der Präsentation der Zahlen 2007 von einem «Rekordjahr mit Verdauungsschwierigkeiten» gesprochen und damit die missglückte Übernahme der Bank Linth angesprochen. Ist die Übernahme einer anderen Bank ein Thema?

Derzeit nein.


Sie haben das Engagement der GLKB bei den KMU und dem Gewerbe engagiert. Wie beurteilen Sie die Positionierung der GLKB in diesem Segment?


Die GLKB unterstützt die KMU mittels einer ganzheitlichen Beratung und einer Dienstleistungspalette entlang deren Bedürfnissen. Diese reicht von der Gründung, zum Wachstum, zur Auftragsfinanzierung, zum optimaleren Cash Management, beispielsweise durch Factoringlösungen, bis zur Nachfolgeregelung. Hier arbeiten wir auch mit Partnern in den jeweiligen Fachgebieten eng zusammen und der Kunde erhält eine komplette Lösung aus einer Hand.


Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Lage im Kanton für die KMU, aber auch generell ein?


Der Kanton verfügt über einen hohen Anteil an Industrie. Dieser ging es in den vergangenen Jahren recht gut, analog der Gesamtwirtschaft. Viele dieser Unternehmungen sind jedoch Zulieferanten und daher auch direkt abhängig von der Entwicklung der Primärwirtschaft. Die sich nun abzeichnende Abkühlung betrachten wir daher mit Vorsicht.


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Der Finanzplatz Zürich ist nicht weit von Glarus entfernt. Gibt es infolge der Kreditkrise verunsicherte Kunden der Grossbanken, die einen Wechsel zur GLKB ins Auge fassen?


Wir können derzeit keinen eigentlichen Boom feststellen. Wechsel bei Banken gibt es immer. Wer jedoch eine persönliche Bank mit schnellen Entscheidungswegen sucht, hat diese bei der GLKB bereits früher schon gefunden.


Sehen Sie die Kreditkrise generell als Chance für kleinere Banken?


Solche Ereignisse, wenn sie auch bedauerlich sind, zeigen, wie wichtig es auch für eine Bank ist, eine langfristige und nachhaltige Strategie zu verfolgen. Es zeigt auch auf, dass kurzfristiges Quartals- und Bonusdenken nach angelsächsischem Muster auch Tücken hat. Kunden einer kleineren Schweizer Bank wie der GLKB schätzen gerade diese Normalität und Stabilität eines kundennahen und persönlichen Institutes.


Wie beurteilen Sie die Folgen der Kreditkrise und welches sind die Lehren, die daraus gezogen werden sollten?


Dass Hypotheken in der Substanz auch fallen können, hätten die Banken und Amerika bereits von der Schweiz anfangs der 90-er Jahre lernen können. Dass Risiken in hybriden Produkten verpackt zwar an Anleger verkauft werden können, diese offenbar am Schluss aber wieder in den eigenen Büchern landen, kann aus diesem Fall neu dazugelernt werden. Krisensituationen bei Banken kommen historisch gesehen immer wieder vor und sind offenbar ein Teil dieses Geschäftes mit Risiken. Gelernt werden kann wohl, dass es in diesem Geschäft immer ein Restrisiko für die Bank selber gibt, egal wie es verpackt und an wen es veräussert wird. Und für dieses Risiko muss vorgesorgt werden.


«Das Bankengeschäft lebt am Ende aber von Menschen. Der persönliche Kontakt, die kompetente Beratung und das Verständnis der Kundenbedürfnisse erhalten wir im persönlichen Gespräch mit dem Kunden.» (Bernt Arpagaus, Vorsitzender der GLKB-Geschäftsleitung)


Die Glarner Kantonalbank ist mit dem Hauptsitz in Glarus und sieben Geschäftsstellen im Kanton präsent. Wie präsent muss eine Kantonalbank in Zeiten zunehmender Automation noch sein?


Die Kunden wünschen eine erhöhte Verfügbarkeit ihrer Grundbedürfnisse (Ein- und Auszahlungen, Zahlungsverkehr). Zu diesem Zweck dient die Automation (Bancomat und e-banking) und erfüllt die Kundenbedürfnisse 24 Stunden am Tag. Zudem zahlt der GLKB-Kunde keine Bezugsgebühr bei allen Bancomaten der Kantonalbanken und erhält Vergünstigungen bei e-banking Transaktionen.


Das Bankengeschäft lebt am Ende aber von Menschen. Der persönliche Kontakt, die kompetente Beratung und das Verständnis der Kundenbedürfnisse erhalten wir im persönlichen Gespräch mit dem Kunden. Aus diesem Grund ist für uns ein breit abgestütztes Filialnetzwerk über den ganzen Kanton wettbewerbsrelevant. Als einzige Bank im Kanton deckt die Glarner Kantonalbank den gesamten Kanton ab. Dies wird nicht nur hoch geschätzt, sondern vertieft die Kundenbindung vor Ort.


Auf Anfang 2007 haben Sie den Zahlungsverkehr der Glarner Kantonalbank an Postfinance ausgelagert. Welche Bilanz ziehen Sie nach einem Jahr?


Die Umstellung lief aus unserer Sicht überraschend gut. Anfangs gab es sicherlich Umstellungsfehler. Mittlerweilen läuft es aber rund und mit der Einführung des neuen Zahlungssystems SEPA werden auch die Zahlungen ins Ausland noch rascher abgewickelt werden können. Die Auslagerung hat uns nun auch die Vorteile mitgebracht, dass wir uns an sämtlichen Neuerungen und regulatorischen Veränderungen auf die Postfinance für die Umsetzung verlassen können.
 
Wie beurteilen Sie die Aussichten für das Geschäftsjahr 2008?


Aufgrund der Turbulenzen an den Finanzmärkten gehen wir von einem anspruchsvollen Börsenjahr aus, was für uns in der Regel etwas tiefere Einnahmen aus dem Anlagegeschäft bedeutet (tiefere Courtagen). Dank unserem hohen Anteil im Fondsgeschäft wird der Rückgang jedoch in Grenzen bleiben. Im Zinsengeschäft glauben wir aufgrund unserer langfristig ausgelegten Strategie für Ausleihungen und Zinsmanagement das Ergebnis in etwa halten zu können. Wir glauben aber, dass sich die Anfragen für Neuausleihungen aufgrund der Marktunsicherheiten und reduzierten Umsätzen etwas verringern wird.


Herr Arpagaus, besten Dank für die Beantwortung unserer Fragen.





Zur Person:
Bernt Arpagaus, Geb. 28. April 1965, verheiratet, zwei Kinder, Bürger von Uors-Peiden (GR) und Zürich.


Ausbildung:&
Betriebsökonom dipl. oek. und dipl. Bankkaufmann
&
Beruflicher Werdegang
1984-1988
SKA, Zürich
1988-1992 ANZ Grindlays Bank, Zürich und Karachi (Pakistan), Account Relationship Manager, Leiter Internationale Finanzierungen, Garantien, Akkreditive und Infratstruktur-Projektfinanzierung
1992-1993 Standard Chartered Bank, Zürich Relationship Manager
1994-1997 Sulzer Rüti AG, Rüti, Stellvertretender Leiter Finanz, Rechnungswesen, Controlling und Informatik, neun Monate acting CFO
1997-2000 KPMG, Zürich, Stellvertretender Direktor und Leiter World Class Finance und Unternehmensweites Risiko Management
2001-2002 Arthur Andersen, Zürich, Partner und Direktor Beratung Finanzfunktion und Unternehmensweites Risiko-Management, Internal Audit, Corporate Governance
ab 15.08.02 Glarner Kantonalbank, Vorsitzender der Geschäftsleitung/Bereichsleiter Unternehmenssteuerung

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