Betrugsfall beschäftigt Kongress – Neue Vorwürfe gegen Madoff

Die Ermittlungen seien im Gange, und er könne versprechen, dass sie unabhängig und so hart sein würden wie nötig, sagte der SEC-Generalinspekteur nach Medienberichten in einer Anhörung des Finanzausschusses des US-Abgeordnetenhauses.


Gegen Kautionsauflagen verstossen?
Madoff, der seit Dezember in seinem Luxus-Appartement im New Yorker Stadtteil Manhattan unter Hausarrest steht, könnte unterdessen nun doch in Untersuchungshaft landen. In einer gerichtlichen Anhörung am Montag warf ihm die Staatsanwaltschaft vor, Wertgegenstände aus seinem persönlichen Besitz an andere Parteien verschickt und damit gegen Kautionsauflagen verstossen zu haben. Im Zuge des Verzichts auf U-Haft hatte das zuständige Gericht das Einfrieren von Madoffs Vermögenswerten verfügt. Bei den verschickten Gegenständen im Gesamtwert von etwa einer Million Dollar soll es sich nach Medienberichten zum Teil um Juwelen handeln. Der zuständige Richter will über den Antrag der Anklagebehörde auf Untersuchungshaft erst in einigen Tagen entscheiden: Zunächst sollen sich beide Parteien schriftlich detaillierter zu den Vorwürfen äussern.


Geschäfte mindestens achtmal unter die Lupe genommen
Mit der Anhörung des Finanzausschusses war es das erste Mal, dass sich der Kongress mit dem Betrugsskandal beschäftigte. Im Mittelpunkt des Hearings stand die Frage, warum die SEC-Kontrolleure dem massiven Betrug trotz zahlreicher Warnzeichen nicht auf die Spur kamen. So hatte am Montag das «Wall Street Journal» berichtet, dass die SEC und andere Behörden die Geschäfte Madoffs in den vergangenen 16 Jahren mindestens achtmal unter die Lupe genommen haben. Dennoch flog das mutmasslich 50 Milliarden Dollar schwere «Schneeball-System» mit vielen Geschädigten auch in Europa nicht auf.


«Soziale» Beziehungen zu Madoff sollen geprüft werden
In der Anhörung am Montag kündigte Kotz an, die internen Untersuchungen seines Büros würden noch über den vom scheidenden SEC-Chef Christopher Cox erteilten Ermittlungsauftrag hinausgehen. Unter anderem will er nach eigenen Angaben auch die Kontakte zwischen Mitarbeitern der Börsenaufsicht und der Madoff-Familie genau unter die Lupe nehmen. Kotz argwöhnt, dass berufliche und «soziale» Beziehungen zu Madoff das Verhalten der Kontrolleure beeinflusst haben könnten.


Der 70-Jährige Madoff hatte seinen Opfern jahrzehntelang beständig hohe Gewinne versprochen, die er in Wirklichkeit gar nicht erzielt haben soll. An die Investoren schüttete er stattdessen Geld aus, das er von immer neuen Anlegern bekam – ein sogenanntes «Schneeball-System». (awp/mc/pg/02)

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