Die St. Galler Staatsanwaltschaft fordert für den heute 39-jährigen Holländer und den im Irak geborenen 55-jährigen Engländer Freiheitsstrafen von je viereinhalb Jahren. Das Urteil steht noch aus. Von den beiden vorgeladenen Angeschuldigten erschien nur der Holländer, der Engländer blieb der Verhandlung fern. Das Gericht wird die Vorwürfe gegen ihn im Abwesenheitsverfahren beurteilen, wie die Gerichtspräsidentin die Parteien wissen liess.
Gelder an Tarnfirmen überwiesen
Den beiden Männern wird vorgeworfen, von St. Gallen aus mit zwei Firmen in den Jahren 1998 und 1999 Anleger betrogen zu haben, indem sie ihnen vorgaben, mit ihrem Geld Devisengeschäfte zu tätigen. In Tat und Wahrheit sei aber nur ein Bruchteil angelegt, der Grossteil bar von Konti abgehoben und an Tarnfirmen überwiesen worden.
«Schneeball-System im Stile Madoffs»
Die Anleger aus den USA, der Republik Tschechien und aus Südafrika investierten in der Regel zwischen 5’000 und 10’000 USD. Die Angeschuldigten sind laut Anklage die Drahtzieher eines «Schneeball-Systems im Stile Madoffs gewesen». Den Anlegern seien anfänglich Gewinne vorgegaukelt worden, die gar nie erzielt worden seien. Schliesslich sei die Blase geplatzt. Der mutmassliche Milliarden-Betrug um den US-Wertpapierhändler Bernard Madoff belastet Banken und Anleger rund um den Globus.
«Falscher Mann» angeklagt?
Der Verteidiger des Holländers sagte, sein Mandant sei der «falsche Mann». Er habe in beiden Firmen eine untergeordnete Rolle gespielt, habe lediglich Anleger akquiriert. Was in der Zentrale des Systems, in London, mit dem Geld der Kunden passiert sei, habe er nicht gewusst. Er forderte für seinen Mandanten einen Freispruch. Der Angeklagte selbst sagte, die Aussagen von Zeugen, wonach er eine tragende Rolle im System gespielt habe, seien falsch. Er erhob stattdessen Vorwürfe gegen den abwesenden Mitangeklagten. Dieser habe allein Zugriff auf die Konti gehabt. (awp(mc/ps/23)