BHP Billiton lässt von Rio Tinto ab – Aus für Giganten-Hochzeit
BHP begründete den Schritt am Dienstag in Sydney vor allem mit dem gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeld. Zudem habe die EU-Kommission Anfang November gefordert, dass sich das Unternehmen bei einer Übernahme von Rio Tinto von einigen Unternehmensteilen trennen müsse. BHP muss nun rund 450 Millionen US-Dollar wegen der gescheiterten Übernahme abschreiben. Rio Tinto wollte sich zu der zurückgezogenen Offerte nicht äussern.
Risiken machen Übernahme ummöglich
Vor gut einem Jahr hatte BHP bei seinem ersten Übernahmegebot für den Rivalen rund 140 Milliarden US-Dollar geboten. Nur der britische Telekomkonzern Vodafone hatte im Jahr 2000 mehr für Mannesmann bezahlt. Aufgrund der Talfahrt an den Börsen schmolz der Übernahmepreis, der zu einem grossen Teil in Aktien bezahlt werden sollte, auf 66 Milliarden Dollar ab. Rio Tinto hatte alle Offerten abgelehnt. Zuvor habe BHP wegen ähnlicher Unternehmenskulturen sowie Überlappungen von Geschäftsfeldern und Infrastruktur für einen Zusammenschluss geworben, sagte Unternehmens-Chef Marius Kloppers. Nun aber zeigten die jüngsten weltweiten Ereignisse und der Preiszerfall bei Rohstoffen Risiken.
Neue Übernahmeziele nach Ende des Abschwung
Während die Kartellbehörden laut BHP-Chef in den USA und Australien keine Auflagen forderten, habe die Europäische Kommission für die Übernahme Anteilsverkäufe sowohl bei Eisenerze als auch bei Kokskohle verlangt. In einem normalen Konjunkturumfeld wäre dies auch akzeptabel, aber bei den jetzigen Umständen sei dies mit Kosten und Risiken verbunden. Dennoch geht BHP für die Rohstoffmärkte nur von einem kurzen Abschwung aus, sagte Kloppers während einer Telefonkonferenz. Sollte sich das wirtschaftliche Umfeld wieder bessern, dann werde sich das Unternehmen nach anderen Übernahmezielen umschauen.
Börse honoriert abgesagte Übernahme
Die Börse nahm die abgeblasene Übernahme positiv auf. BHP-Aktien legten im Vormittagshandel in London um 14,69 Prozent auf 1.124 Pence zu. Verlierer waren hingegen Rio Tinto-Papiere. Sie brachen um 36,73 Prozent auf 1.550 Pence ein. «Mit dem Rückgang der Metallpreise ist dies keine Überraschung», sagte Analyst William Adams von Basemetals.com. Er zeigte sich lediglich überrascht wegen des starken Kursrutsches bei Rio-Tinto-Papieren. Analyst James Wilson von DJ Carmichael verwies zudem auf die Schulden. Während Rio wegen der Alcan-Übernahme auf 42 Milliarden Dollar Schulden sitze, habe BHP lediglich ein Last von sechs Milliarden Dollar zu tragen. Rio habe nun wegen des schlechten Börsenumfeldes Probleme, Anteile zu veräussern, um die Übernahme zu finanzieren, fügten andere Analysten an.
Ausbau von Erzeisen
Nachdem BHP seine Offerte für Rio Tinto zurückgezogen hatte, kündigte das Unternehmen einen Ausbau seines Erzabbaugeschäftes in Westaustralien an. BHP werde 4,8 Milliarden Dollar für den Ausbau der Kapazitäten von 50 Millionen Tonnen Eisenerz auf 205 Millionen Tonnen pro Jahr investieren. Aufgrund des Nachfragerückgangs bei Nickel fielen Einmalkosten in Höhe von rund 2,1 Milliarden Dollar vor Steuern an. Diese Kosten führte er auf Absatzprobleme bei den Minen in Ravensthorpe und Yabulu zurück. (awp/mc/pg/12)