BHP Billiton will Potash feindlich übernehmen
Pro Aktie wollen sie 130 US-Dollar zahlen. Am Vortag hatten die Kanadier das fast 40 Milliarden US-Dollar schwere Übernahmegebot von BHP Billiton publik gemacht und harsch als zu niedrig zurückgewiesen. Analysten erwarten, dass BHP Billiton sein Angebot noch erhöhen muss, um tatsächlich zum Zuge zu kommen. Bereits am Dienstag waren die Potash-Aktien nach Bekanntwerden der Übernahmepläne um 27 Prozent auf 143 Dollar gesprungen. Potash ist der weltweit grösste Produzent von Kali. Neben grossen Abbaustätten in Kanada hat das Unternehmen auch Projekte in Israel, Jordanien, Chile und China.
BHP Billiton bereits in Ölförderung tätig
Mit der Übernahme will BHP Billiton seine Strategie fortsetzen, sein Geschäft zu verbreitern. Als weltweit erster Bergbaukonzern ist das Unternehmen etwa bereits in das Ölfördergeschäft eingestiegen. Traditionell stark ist das 2001 aus der Fusion des australischen Minenbetreibers BHP und des britischen Konkurrenten Billiton entstandene Unternehmen bei der Förderung von Aluminium, Kohle, Kupfer, Eisenerz und Uran. Seit kurzem ist der Konzern auch mit einem eigenen Projekt im Kaliabbau tätig. «Mit Potash kommen wir schneller zum Ziel, der grösste Kalihersteller weltweit zu werden», sagte BHP-Chef Marius Kloppers.
Werben um Gunst der Potash-Aktionäre
BHP Billiton will nun unter anderem in persönlichen Briefen und Zeitungsanzeigen um die Gunst der Potash-Aktionäre werben. Unter anderem lockt der Konzern mit dem Versprechen, das Kanada die Zentrale für das weltweite Kaligeschäft werden solle. Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. Auch an den von Potash geplanten Projekten will der Konzern den Angaben zufolge keine Abstriche machen. Für die Finanzierung der Übernahme hat BHP nach eigenen Angaben bereits Absprachen für diverse Kredite getroffen. Die Frist für die Annahme des Gebots läuft bis zum 19. Oktober. Allerdings behält sich BHP Billiton eine Verlängerung vor.
Tieferer Griff in die Tasche nötig
Experten gehen davon aus, dass das bisherige Angebot die Aktionäre kaum überzeugen wird. Die 130 Dollar je Aktie liegen zwar 16 Prozent über dem Potash-Schlusskurs vom Montag und rund ein Drittel über dem Durchschnittswert der vergangenen 30 Tage. Die Experten der Deutschen Bank rechnen aber damit, dass BHP seine Offerte auf mindestens 150 Dollar erhöhen muss. Sie halten auch 175 Dollar für nicht unrealistisch. Auch die Analysten der Citigroup rechnen damit, dass BHP tiefer als bislang geplant für die Übernahme in die Tasche greifen muss. Sie zweifeln deshalb daran, ob der Kauf wirklich sinnvoll ist. Es könnte besser für den Konzern sein, die Kaliaktivitäten durch eigene Projekte auszubauen als durch teure Übernahmen.
Globale Konzentrationswelle
Im Kalimarkt zeichnet sich derzeit eine globale Konzentrationswelle ab. Auch in Russland gibt es Berichte über bevorstehende Zusammenschlüsse. Im Krisenjahr 2009 war der Kali-Absatz nach dem vorangegangenen Agrar-Boom weltweit eingebrochen. Der Umsatz von Potash sank etwa von 9,4 Milliarden auf knapp 4 Milliarden US-Dollar. Die Konkurrenzsituation für den Kasseler Düngemittelhersteller K+S könnte sich mit den jüngsten Fusionsplänen grundlegend ändern. Er könnte selbst zu einem Übernahmekandidaten werden. Der Kalimarkt gilt wegen der wachsenden Weltbevölkerung als langfristig attraktiv. (awp/mc/ps/07)