Bild der Woche: Die Serenissima – Canalettos Venedig

von Tanja Hess


Bildungsreisende und maskierte Abenteuerer trifft man in der Serenissima an. Die Zeitlosigkeit auf den Bildern Canalettos zeigt den Geist der Aufklärung. Die Klarheit der Ansicht triumphiert über die Intensität der überschwänglichen Gefühle. Mit kühler Vernunft wird gegen das bühnenhaft Inszenierte des Barocks angetreten. Canaletto malt eine reich differenzierte Rhetorik, entstanden sind Veduten mit ungeheuerlicher Überzeugungskraft. Die Einzigartigkeit der Bilder ist beeindruckend. Je näher man die Bilder betrachtet, umso zusammenhängender werden sie.


 


 



Der Canal Grande mit Santa Maria della Salute gegen Osten.


 


Das Vokabular der Wahrheit


die Bilder Canalettos sind ein verdichtetes Vokabular von Eindrücken, entstehen lässt der Künstler ein Bild von verdichteter Wirklichkeit. Die beiden in der Sammlung Bührle befindlichen Bilder Canalettos gehören zu einer Folge von sechs Bildern. Alle zeigen Ansichten des Canale Grandes.


 


Santa Maria della Salute
Der mächtige Barockbau der Kirche Santa Maria della Salute prägt das Stadtbild von Venedig. Die Kuppel, theatrale Inszenierung der barocken Architektur, scheint der Stadt, welche Feste und Überschwang liebt, ein wichtiger Schauplatz zu sein. Auf der anderen Seite des Canale Grandes ist der Dogenpalast zu sehen, die kolossale Säule der Piazzetta mit dem Markuslöwen, dem Attribut des Stadtpatrons Markus. Die Geschäftigkeit zeigt die Prosperität der Stadt im 18. Jahrhundert. Raffiniert kombiniert Canaletto verschiedene Perspektiven. Er macht dies so gekonnt, dass ein Eindruck von absoluter «Richtigkeit» entsteht. Das klare Licht deutet wenig auf Venedigs stimmungsvolle Weisheit hin, unterstreicht aber umso mehr die Schönheit des Details. Canaletto hat seine Bilder nach zahlreichen Studien und Skizzen gemalt. Es wäre falsch sich vorzustellen, der Maler habe vor dem Motiv gesessen und das Bild auf die Leinwand gepinselt. Die riesige Synthese von Einzelheiten ist im Atelier entstanden und nicht vor dem Motiv.


 


Das Beste aus der Sammlung Bührle









Stiftung Sammlung E. G. Bührle
Zollikerstrasse 172
CH-8008 Zürich
Offen: Di, Mi, Fr, So 14 – 17 Uhr

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