Bill Gates und Partner wollen Internet sicherer machen

«Die Bedrohungen haben zugenommen», sagte Gates am Montag in München. Kein Unternehmen könne die Absicherung der IT-Infrastruktur alleine stemmen. «Selbst Microsoft mit einem Milliardenetat für Forschung und Entwicklung kann das nicht bewältigen», meinte der Microsoft-Mitbegründer.» Wir benötigen die Unterstützung der Regierungen und von anderen Unternehmen. Unser Ziel ist, dass das Computernetzwerk als genau so zuverlässig angesehen wird wie das Stromnetz oder die Wasserversorgung.»

Initiative von Microsoft, SAP, eBay und interessierten Verbänden
Neben dem Softwaregiganten Microsoft verpflichteten sich Unternehmen wie SAP und eBay sowie Verbände wie das Deutsche Kinderhilfswerk, die Menschen vor Sicherheitsproblemen und Kriminalität im Internet zu schützen. Die Initiative strebt aber auch an, Menschen zu einem bewussten Umgang mit Informationstechnologie zu motivieren und ihr Vertrauen in neue Technologien zu stärken. Die Komplexität des Themas mache ein Zusammenwirken aller relevanten Kräfte erforderlich.

Ganzheitlicher Ansatz

Darum sollten die Kompetenzen führender IT- und Internet-Unternehmen und erfahrener Fachleute aus Verbänden, öffentlichen Institutionen und der Politik zu einer schlagkräftigen Einheit gebündelt werden. Die Initiative verfolge einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl Privatnutzer, Kinder und Jugendliche, als auch kleine und mittelständische Unternehmen sowie Behörden mit einschliesse.

Kampf gegen Viren und Würmer

In den vergangenen Monaten hatten immer wieder Computerviren und Würmer wie «Sasser», «Bagle», «Sober» oder «MyDoom» Personal Computer mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows rund um den Globus attackiert. Ausserdem beklagen sich PC-Anwender immer häufiger über unerwünschte Werbe-Mails («Spam») und Spähangriffe auf persönliche Daten durch so genannte Spyware- und Phishing-Attacken.

Gates schlägt konkrete Massnahmen vor

Gates schlug in München etliche Massnahmen vor, um den Stand der IT-Sicherheit zu verbessern. So müsse der Einsatz von Passwörtern zum Schutz vertraulicher Informationen durch die Nutzung von Smartcards und die Auswertung biometrischer Merkmale abgelöst werden. Der deutsche Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD), der Schirmherr der Initiative, zog einen Vergleich zur Automobil-Industrie. «Wer würde je die Sinnhaftigkeit einer Investition in Bremsen oder einen Airbag bestreiten? Aber bei der IT-Sicherheit wird gespart.» Während die Zahl der Fahrzeuge immer stärker steige, nehme die Zahl der Unfälle kontinuierlich ab. Clement wies die Veran twortung für Sicherheitslücken in der IT auch der Industrie zu. «Es waren oft Fehler in der Software-Entwicklung, die Angriffe erst ermöglichten», sagte der Minister.

Verlust von 1,2 Millionen Arbeitstagen
Nach einer Studie des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik haben Unternehmen in Deutschland durch Attacken mit Computerviren 1,2 Millionen Arbeitstage im Jahr verloren. «Das sind deutlich mehr, Mister Gates, als in unserem Land durch Streiks ausgefallen sind.» Henning Kagermann, der Chef des grössten europäischen Softwarehauses SAP, sagte, gerade kleine und mittlere Unternehmen seien auf eine bessere IT-Sicherheit angewiesen. «Nur so können sie beim Innovationstempo mit den Grossen mithalten.» In der Initiative «Deutschland sicher im Netz» wollen sich der Deutsche Sparkassenverlag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund, das Deutsche Kinderhilfswerk und die Deutsche Gesellschaft für IT- Sicherheit (Mcert) engagieren. Ausserdem beteiligen sich die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM), der TeleTrusT Verband sowie die Firmen Computer Associates, eBay, Microsoft, SAP und T-Online an der Aktion.

Weiterer «Gipfel» im Mai

Die beteiligten Partner stellten in München konkrete Handlungsversprechen vor, die im Mai 2006 bei einem weiteren Gipfel bilanziert werden sollen. Microsoft und CA verpflichteten sich etwa, einen Sicherheitscheck zu entwickeln, mit dem Internet-Nutzer ihre Personal Computer umfassend auf Sicherheitsmängel hin überprüfen können. Das kostenlose Programm soll zugleich bei der Einstellung und Installation von notwendigen Schutzmechanismen Hilfestellungen bieten. (awp/mc/gh)

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