75 PS, 510 Liter Kofferraum, 5’000 Euro
Vor fünf Jahren kaufte Renault zunächst die Hälfte und später alle Anteile des einstigen Staatskonzerns Dacia. «Eine nostalgische Affinität war ohnehin gegeben, denn Dacia fertigte noch immer den im Westen längst vergessenen Renault 12 in Lizenz – Rumäniens Beitrag zum Pandämonium sozialistischer Auto-Zombies. Doch das ist Vergangenheit. Seit dem 9. September läuft moderne Ware vom Band in Pitezti, nordwestlich der Hauptstadt Bukarest: der neue Dacia Logan, simpel, aber nicht minderwertig; ein Kleinwagen mit ordentlich gepolsterten Sitzen und einem Kofferraum, der mit 510 Liter Fassungsvermögen mehr Gepäck aufnimmt als manches Luxusauto», so der Spiegel. Und in einer Disziplin schlägt er alles, was derzeit auf der Welt angeboten wird: Der Dacia Logan kostet in der Basisversion mit 75 Pferdestärken auf dem Heimatmarkt 5.000 Euro und erfüllt alle westlichen Zulassungsstandards einschließlich der strengen Abgasvorschrift Euro 4.
Günstiger Standort und tiefe Entwicklungskosten
Die günstigsten Autos anderer Konzerne kosten oft mehr als das Doppelte. «Der sensationelle Preis des Wagens sei jedoch nicht nur ein Ergebnis des Standortvorteils, sagt Dacia-Chef Francois Fourmont, vor einem Jahr von Renault nach Rumänien entsandt. Auch bei der Entwicklung des Autos – sie fand ausschließlich in Frankreich statt – sei enorm gespart worden; nur etwa 250 Mio. Euro habe Renault dafür ausgegeben – etwa ein Viertel der üblichen Kosten für ein völlig neues Auto», schreibt der Spiegel. Pitezti mache mit einer Höchstkapazität von 200.000 Autos pro Jahr nur den Anfang. Die Fabrik soll vor allem die osteuropäischen Märkte versorgen. 2005 werde eine noch größere Fabrik in Iran in Betrieb gehen, ausgelegt für 300.000 Logan pro Jahr. Dort, so Dacia-Chef Fourmont, liege einer der am stärksten unterschätzten Wachstumsmärkte.
Billige Arbeiter statt teure Roboter
Interessant ist eine weitere Maßnahme zur Kostensenkung: Der gänzliche Verzicht auf den Bau handgefertigter Prototypen des Logan soll 20 Mio. Euro eingespart haben. Erst eineinhalb Jahre vor Produktionsstart wurden erste Versuchsautos mit den Serienwerkzeugen hergestellt; einen Großteil der Fahrerprobung ersetzten die Entwickler durch Computerberechnungen.
Bei der Produktion setzt man nur wenige Roboter ein: Nur vier Arbeitsschnitte der gesamten Logan-Produktion, etwa die Lackierung, wurden automatisiert – selbst auf die lange Produktionszeit gerechnet seien rumänische Arbeiter billiger als die einmalige Investition in Automaten. Nach Auffassung von Michael Müller, Geschäftsführer der a & o after sales & onsite Services GmbH führe die Renault-Strategie zu einer Zäsur in der Massenproduktion: «Man konzentriert sich auf das Wesentliche, vereinfacht die Produktionsschritte und kombiniert die handwerklichen Fähigkeiten der Arbeitskräfte mit flexiblen High-Tech-Verfahren. So kann man sich den Veränderungen von Märkten schneller anpassen, in Kundennähe produzieren und sorgt für neue Arbeit», führt Müller aus.
(pte, MC hfu)