Biotechbranche bei der Finanzierung von Forschung und Entwicklung herausgefordert

In der Studie «Beyond Borders – Global biotechnology report 2010», die ab Mittwoch veröffentlicht wird, weist das Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen nach, dass die Biotechfirmen 2009 in Gebieten mit bereits etablierten Biotech-Zentren erstmals in der Geschichte die Gewinnzone erreicht haben. Das betrifft die Biotechfirmen in den Vereinigten Staaten, Europa (mit Schweiz), Kanada und Australien. Zusammen brachten es die 622 an Börsen dieser Regionen kotierten Biotechfirmen auf einen Gewinn von 3,7 Mrd USD (rund 4 Mrd CHF). 2008 hatte noch ein Verlust von 1,8 Mrd USD resultiert. Im ganzen Gebiet waren rund 4’000 Biotech-Unternehmen tätig.


Anstieg der Investitionen in die Branche
Die kumulierten Umsätze sanken dagegen um 9% auf 79,1 Mrd USD. Der Rückgang geht zum grossen Teil auf die Übernahme des US-Grosskonzerns Genentech durch die Basler Pharmagruppe Roche zurück. Gleichzeitig sank die Zahl der Beschäftigten in den 622 kotierten Firmen um 6% 176’210. Grund ist ebenfalls zum Teil die Genentech-Übernahme. Der Bericht zeigt auch einen Anstieg der Investitionen in die Branche auf. In den USA, Europa, Australien und Kanada wuchs das investierte Kapital um 42% auf 23,2 Mrd USD. Ein Grossteil der Investitionen floss dabei in bereits gut verankerte Unternehmen.


Neue Herausforderung Finanzierung
Zugang zu Kapital blieb dabei aber für die Mehrheit der Firmen ein Problem. Kommt hinzu, dass sich die grossen Pharmaunternehmen als Hauptinvestoren vielfach auf grossformatige Übernahmen konzentrierten. Die Geldgeber werden zudem immer selektiver bei der Platzierung. Sie achten etwa zunehmend auf bereits definierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte, damit ihre Investitionen sich schneller auszahlen. Das geht zu Lasten von neuen Gesellschaften. Für die Biotech-Firmen ihrerseits bedingt dieses geänderte Investorenverhalten das Anzapfen neuer Finanzierungsmöglichkeiten. Dabei empfehlen Ernst&Young nicht traditionelle Geldquellen, etwa Stiftungen.


Forschungsprojekte schneller aufgeben
Für die Beraterfirma ist es auch zwingend, die vorhandenen Mittel optimaler einzusetzen. Das beinhaltet auch die Forderung, Forschungsprojekte schneller aufzugeben. Im weiteren rechnen Ernst&Young mit weiteren Wolken am Biotech- und allgemein am Pharmahorizont durch die Reform der Gesundheitssysteme in den USA und anderswo, etwa in Russland und China. Durch die Finanzierung dieser Programme komme eine grosse Flut von neuen Regulationen auf die Unternehmen zu. (awp/mc/gh/06)

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