Bipielle Bank: EBK setzt Verwaltungsrat ab – Schliessung angedroht

Gemäss Verfügung der EBK, die am Freitag vom Tessiner Fernsehen publik gemacht wurde, müssen vier der fünf Verwaltungsräte der Bipielle zurücktreten. Die EBK wirft ihnen Nachlässigkeit im Zusammenhang mit der Kreditvergabe im Fall Fiorani vor.


Präsident darf bleiben
Einzig der Präsident des Gremiums darf bleiben, er stiess erst nach dem Skandal zum Bankhaus, wie EBK-Sprecherin Eveline Oehrli auf Anfrage sagte. Unter den betroffenen Verwaltungsräten sind drei bekannte Tessiner Geschäftsleute.


N icht nachvollziehbarer Entscheid
Einer von ihnen ist Franco Ambrosetti, Präsident der Tessiner Handels-, Industrie- und Gewerbekammer und weltberühmter Jazz-Musiker. Er kann den Entscheid der EBK nicht nachvollziehen. Er will ihn aber akzeptieren, wie er am Samstag im Tessiner Radio RSI sagte. Die Bank hätte nichts Illegales getan.


Zu wenig Sorgfalt
Nach Auffassung der EBK hat der Verwaltungsrat bei der Kreditvergabe an das italienische Mutterhaus zu wenig Sorgfalt walten lassen. Die Bipielle ist eine Tochter der ehemaligen Banca Popolare di Lodi, heute Banca Popolare Italiana (BPI).


Zeitfenster bis Oktober
Sowohl der Bipielle als auch der BPI habe die EBK die Gewähr abgesprochen, sagte Sprecherin Oehrli weiter. Bis Oktober habe die Bank nun Zeit, die Voraussetzungen für eine einwandfreie Geschäftsführung wiederherzustellen oder aber die Beteiligung an der Bipielle auf unter zehn Prozent zu senken.


Mit Schliessung gedroht
Erfüllt die BPI diese Auflagen nicht, entzieht die EBK der Bipielle Bank Suisse die Bewilligung und schliesst das Institut. Die harte EBK-Verfügung ist das Ergebnis einer Untersuchung, die die Kommission im November 2005 im Zusammenhang mit dem Fall Fiorani aufgenommen hatte.


Die Bank ausgeplündert
Der ehemalige Chef der BPI, Gianpiero Fiorani, hatte das Finanzinstitut aus Lodi bei Mailand in den letzten Jahren rasch ausgebaut. Dabei sorgte er offenbar dafür, dass er und seine Weggefährten nicht zu kurz kamen: Fiorani und seine Freunde sollen die BPI zu Lasten der kleinen Sparer regelrecht ausgeplündert haben.


Fiorani steht nun unter Hausarrest
Ein Teil der Gelder landete offenbar auf dem Finanzplatz Lugano. Von dort wurden die Millionen entweder nach Italien oder auf Konten Fioranis in ausländischen Steuerparadiesen weitergeleitet. Im Dezember 2005 wurde Fiorani in Italien verhaftet. Im April war er nach vier Monaten Untersuchungshaft aus dem Gefängnis entlassen worden und steht seither unter Hausarrest.


Veruntreuung, Marktmanipulation und Geldwäscherei
Über die Bipielle sollen laut Medienberichten auch zahlreiche Finanztransaktionen gelaufen sein, für die Fiorani nun wegen Veruntreuung, Marktmanipulation und Geldwäscherei belangt wird.


Übernahmeversuch löste Ermittlungen aus
Ausgelöst hatte die Ermittlungen gegen Fiorani der letztlich gescheiterte Versuch der BPI, die norditalienische Banca Antonveneta zu übernehmen. Laut Börsenaufsicht besteht der Verdacht, dass Fiorani in gemeinsamer Absprache mit Antonveneta gegen den Übernahmeversuch der niederländischen ABN Amro vorgegangen sei. (awp/mc/ab)

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