Dies würde das Risiko erhöhen, das zu spät gestrafft wird», erklärte die in Basel ansässige Institution in ihrem am Montag veröffentlichten Jahresbericht. Sie sieht dabei die «grosse und berechtigte Sorge», dass etwa in den USA oder der Eurozone die drastische Lockerung der Geldpolitik – ehe sie zurückgenommen werden kann – zu einer Ausweitung der breiteren Geldmengen- und Kreditaggregate führen könnte. «Der höhere Geld- und Kreditumlauf wird inflationstreibend wirken, was wiederum die Inflationserwartungen erhöht, oder er könnte die neuerliche Herausbildung einer Vermögenspreisblase begünstigen», betonte die BIZ, die nicht nur eine Rolle als «Zentralbank der Zentralbanken» einnimmt, sondern weltweit als einer der anerkanntesten Think Tanks für Finanzregulierung und monetäre Ökonomie gilt.
Aufgeblähte Bilanzen
Sie fordert deshalb für den Fall einer Normalisierung der weltweiten Wirtschaftsentwicklung, dass die – durch den Kauf von Wertpapieren und andere Massnahmen – aufgeblähten Bilanzen der Notenbanken verkürzt und die Leitzinsen rechtzeitig erhöht werden müssen. Zudem könnten die Notenbanken Anleihen begeben, um die Überschussreserven der Banken abzuschöpfen. Wichtig ist aus Sicht der BIZ zudem, dass die geldpolitischen Instanzen «unbedingt ihre Intermediationsleistungen am Interbankenmarkt einstellen».
Auch fiskalpolitische Entscheidungsträger in der Pflicht
Allerdings sieht die BIZ nicht nur die geldpolitischen, sondern auch die fiskalpolitischen Entscheidungsträger in der Pflicht. Notwendig sei, den fiskalpolitischen Kurs durch Ausgabensenkungen und Steuererhöhungen nachhaltig zu korrigieren, sobald sich die wirtschaftliche Entwicklung wieder stabilisiert habe. «Die Fiskalpolitik muss sicherstellen, dass die Staatsausgaben mit mittelfristiger Haushaltsdisziplin und langfristiger Tragfähigkeit vereinbar sind».
Kein einfacher Kurswechsel
Auch der neue Generaldirektor der BIZ, Jaime Caruana, erklärte: «Wenn sich die Erholung deutlicher abzeichnet, müssen die Massnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft unverzüglich zurückgefahren werden». Allerdings räumte er vor der jährlichen BIZ-Generalversammlung in Basel ein, dass solch ein rechtzeitiger Kurswechsel nicht einfach sein werde. In erster Linie bestehe die Herausforderung aber darin, «den richtigen Zeitpunkt und das Tempo des Kurswechsels zu bestimmen», sagte Caruana.
Kurzfristiger Ausblick «äusserst ungewiss»
Wenngleich die BIZ in ihrem Bericht für den Fall einer konjunkturellen Erholung eine schnelle Rückführung der staatlichen Unterstützungsmassnahmen fordert, bezeichnete sie die kurzfristigen wirtschaftlichen Aussichten als «äusserst ungewiss». Vor allem könnten angesichts der Geschwindigkeit des verzeichneten Abschwungs «überdurchschnittlich ausgeprägte Zweitrundeneffekte» ausgelöst werden, warnte die Institution. Hier sieht sie vor allem die Gefahr, dass von einer weiter steigenden Sparneigung in den Industrieländern «anhaltend negative Impulse für die Weltwirtschaft ausgehen können».
Sanierung des Finanzsystems dringend abschliessen
Schliesslich mahnte die BIZ an, die dringend notwendige Sanierung des Finanzsystems abzuschliessen. «Ein solides Finanzsystem ist eine Grundbedingung für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung», erklärte sie dazu. Ziehe sich die Sanierung länger hin, «dann könnte dies die politischen Bemühungen in anderen Bereichen behindern». «Damit eine wirtschaftliche Erholung in Gang kommt, ist es unabdingbar, dass die staatlichen Stellen die Sanierung des Finanzsystems entschlossen in Angriff nehmen und ebenso zügig wie konsequent umsetzen».
Ganzheitlicher Ansatz erforderlich
Als wesentlich in diesem Rahmen sieht die BIZ eine Neugestaltung der Finanzaufsicht an, mit dem Ziel einer Eindämmung systemweiter Risiken. Die Wirtschaftspolitik sei dabei gefordert, Kredit- und Vermögenspreisbooms zu bekämpfen, hier müsse die Aufsicht «eine systemorientierte Perspektive einnehmen». BIZ-Generaldirektor Caruana unterstrich in diesem Rahmen: «Eine Stossrichtung im Kampf gegen Instabilität im Finanzsystem besteht in der Verbesserung von Regulierung, Aufsicht und Überwachung». Dabei sei ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, «der strengere Sicherheitsvorkehrungen für Instrumente, Märkte und Institute vorsieht». (awp/mc/ps/20)