2009 sei ein «Übergangsjahr». Im laufenden Jahr liege der Schwerpunkt auf der finanziellen Stabilität des Unternehmens. «Eine solide finanzielle Basis und hohe Liquidität sind die Grundlage, um unternehmerisch handlungsfähig zu sein», sagte der BMW-Chef Norbert Reithofer laut Redetext in München. Den Bestand an flüssigen Mitteln und Wertpapieren bezifferte das Unternehmen zum Jahresende 2008 auf 8,1 Milliarden Euro.
2009: Absatzeinbusse von bis zu 20 Prozent erwartet
Für den Gesamtmarkt rechnet der Münchener DAX-Konzern in diesem Jahr mit einem Absatzrückgang von zehn bis 20 Prozent. Erst 2010 werde es zu einer Erholung kommen. «Dann erhalten wir zusätzlichen Rückenwind aus der erneuerten Produkt-Palette», so Reithofer. Für 2012 hat sich das Unternehmen eine Umsatzrendite von acht bis 10 Prozent im Bereich Automobile zum Ziel gesetzt. Die angestrebten Einsparungen von vier Milliarden Euro bei den Materialkosten sollen «deutlich» übertroffen werden. Im vergangenen Jahr lag die EBIT-Marge aufgrund hoher Abschreibungen wegen gesunkener Gebrauchtwagenpreise sowie einer erhöhten Risikovorsorge für Kreditausfälle im Bereich Automobile bei 1,4 Prozent. Zusammen mit den Kosten für den Stellenabbau beliefen sich die Sonderbelastungen im vergangenen Jahr im Konzern auf über 2,4 Milliarden Euro. Diese Sondereffekte ausgenommen hätte die EBIT-Marge nach Unternehmensangaben im Bereich Automobile 4,2 Prozent betragen. An der Börse verlor die BMW-Aktie in einem insgesamt festen DAX 1,36 Prozent auf 22,54 Euro.
Unabhängigkeit bewahren
Seine Unabhängigkeit will der Konzern auch in der Krise bewahren. «Grösse ist nicht alles. Überleben werden in unserer Industrie nur im Kern gesunde Unternehmen», so Reithofer. Weitere Kooperationen mit anderen Herstellern, «wo es erforderlich und sinnvoll ist», schloss der Manager aber nicht aus. Derzeit arbeiten die Münchener mit dem französischen PSA-Konzern Citroen Peugeot bei den Motoren für die Konzernmarke Mini zusammen. Diese Zusammenarbeit solle durch den gemeinsamen Einkauf ausgebaut werden. Zudem gibt es eine Einkaufskooperation mit dem Konkurrenten Daimler bei nicht markenrelevanten Teilen. Auch am Hybridantrieb wird mit den Stuttgartern gemeinsam entwickelt.
EBIT eingebrochen
Im vergangenen Jahr brach das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von BMW im Vergleich zum Vorjahr von 4,2 Milliarden auf 921 Millionen Euro ein. Die Konzernerlöse sanken um fünf Prozent auf 53,2 (2007: 56) Milliarden Euro. Im grössten Segment Automobile ging der Umsatz um 9,4 Prozent auf 48,8 Milliarden Euro zurück. Unterm Strich verdienten die Münchener nur noch 330 Millionen Euro nach 3,13 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Aktionäre müssen sich nun angesichts des schwachen Ergebnisses auf eine deutlich kleinere Ausschüttung einstellen. Geplant sei, je Stammaktie 30 Cent und je Vorzugsaktie 32 Cent zu zahlen.
Keine neuen Belastungen aus Leasinggeschäft
Für dieses Jahr rechnet der Konzern nicht mit weiteren zusätzlichen Belastungen aus dem Leasinggeschäft. Mit der jetzt getroffenen Risikovorsorge seien die derzeit absehbaren Restwertrisiken im gesamten Vertragsbestand ausreichend berücksichtigt, sagte der Finanzvorstand Friedrich Eichiner. Auf dem wichtigsten Absatzmarkt für BMW in den USA würden statt Leasing nun verstärkt Kreditfinanzierungen angeboten. Dadurch werde ab 2011 die Zahl der zurückgegebenen Autos gegenüber 2008 deutlich sinken. Leasing werde aber für die BMW Group ein geeignetes Instrument bleiben, um Kunden mittelfristig zu binden, so Eichiner.
Refinanzierung schlägt höher zu Buche
Die Refinanzierung sei seit dem vergangenen September deutlich teurer geworden, räumte der Konzern ein. Wegen der günstigeren Basiszinssätze werden die höheren Refinanzierungskosten jedoch im Rahmen bleiben, sagte der Finanzvorstand. Geld gespart werden soll durch weitere Effizienzverbesserungen, die sich im vergangenen Jahr 450 Millionen Euro beliefen. Zudem sollen die Investitionen im laufenden Jahr auf unter vier Milliarden Euro sinken.
Elektroautos: Aktuelle Euphorie beschwichtigt
Bezüglich künftiger Antriebskonzepte beschwichtigte Reithofer die aktuelle Euphorie, dass bald alle elektrisch fahren werden. «Bis Elektroautos in nennenswerter Anzahl im Strassenbild unterwegs sein können, werden noch viele Jahre vergehen.» Elektroautos könnten nicht alle Mobilitätsbedürfnisse abdecken. Zudem gebe es noch viele offene Fragen, wie beispielsweise nach einer bezahlbaren Technik, der Lebensdauer von Batterien sowie der Infrastruktur zum Laden der Akkus. Die derzeit bei BMW unter dem Stichwort «project i» laufende Entwicklung eines Fahrzeugs für Ballungszentren soll in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehnts in die Grossserienproduktion gehen. (awp/mc/ps/16)