BMW steigt aus der Formel 1 aus
Die Grundsatzentscheidung über die Neustrukturierung des BMW Motorsport Engagements wurde am Dienstag in einer Vorstandssitzung getroffen. «Natürlich ist uns diese Entscheidung schwer gefallen. Aber dies ist ein konsequenter Schritt vor dem Hintergrund der strategischen Neuausrichtung unseres Unternehmens», erklärte der Vorstandsvorsitzende der BMW AG, Norbert Reithofer. «Premium wird immer stärker auch über Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit definiert. Wir wollen hier eine Vorbildrolle einnehmen. Unser Engagement in der Formel 1 entspricht dabei nicht mehr unserer Hauptzielrichtung.»
Umfang von Stellenabbau unklar
In welchem Umfang es zu einem Stellenabbau in München oder Hinwil kommt, steht derzeit noch nicht fest. Das Team beschäftigt am Standort Hinwil rund 430 Mitarbeitende. Entwicklungsvorstand Klaus Draeger erklärte: «Da wir diese Entscheidung erst gestern getroffen haben, können wir noch nichts Genaueres mitteilen. Wir werden verschiedene Szenarien erarbeiten und bewerten und uns bemühen, für die Mitarbeiter am Standort Hinwil und die in das Formel-1-Projekt eingebundenen Beschäftigten in München Lösungen zu finden.»
Wenig Verständnis bei Peter Sauber
Peter Sauber erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme, er respektiere den Entscheid, habe aber wenig Verständnis dafür. «Die Ankündigung von BMW, sich zum Saisonende aus der Formel 1 zurückzuziehen, kam für mich völlig überraschend. Ich akzeptiere und respektiere den Entscheid, kann ihn allerdings persönlich nur schwer nachvollziehen», hiess es. Er werde alles in seiner Macht stehende versuchen, «eine Lösung zu finden, die den Fortbestand des Teams am Standort Hinwil in irgendeiner Form ermöglicht» und betonte weiter, die Ausgangslage sei aber sehr schwierig.
Unterstützung der FOTA
Gleichzeitig sicherten die Rennställe der Teamvereinigung FOTA dem Rennstall ihre Unterstützung zu. General-Sekretär Simone Perillo erklärte, dass sich die acht Teams nach der Bekanntgabe von BMW umgehend verständigt hätten. Sie seien bereit, «jede notwendige Unterstützung dem in der Schweiz beheimateten Team, dessen Mitgliedschaft in der Vereinigung bestätigt ist, zuzusichern, um sein Engagement in der Formel 1 fortzusetzen».
Übernahme des Sauber-Rennstalls 2006
BMW, das zwischen 2000 und 2005 in der Formel 1 nur als Motorenlieferant für Williams präsent war, übernahm 2006 das Sauber-Team des Schweizers Peter Sauber, mit dem Ziel, den Weltmeistertitel zu erobern. In der Debütsaison 2006 belegte das neu formierte BMW Sauber F1 Team den fünften Platz in der WM-Wertung der Konstrukteure. 2007 errang die deutsch-schweizerische Mannschaft nach dem Ausschluss von McLaren-Mercedes Platz Zwei. In der Saison 2008 kämpfte das Team bis zum Saisonende um den WM-Titel und belegte letztlich Rang Drei. In dieser Saison ist BWM Sauber noch ohne nennenswerten Erfolg geblieben, dies soll allerdings nicht mit der Entscheidung von BMW zu tun haben.
Daimler plant derzeit keinen Ausstieg aus der Formel 1
Im Gegensatz zu BMW plant Daimler derzeit keinen Ausstieg aus der Formel 1. Man wäge permanent Kosten und Nutzen des Engagements gegeneinander ab und verfolge eine strikte Kostenkontrolle, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche in einer Telefonkonferenz am Mittwoch. In diesem Jahr werde Daimler voraussichtlich 30 Prozent weniger für Formel 1 ausgeben als im Vorjahr und schon 2008 habe der Konzern geringere Kosten gehabt als viele Wettbewerber. (BMW/mc/pg)