Bobst: Möglicher Verlust im ersten Halbjahr 2009

«Wir erwarten für den Jahresbeginn einen tiefen Auftragsbestand», sagte Bobst-CEO Andreas Koopmann am Mittwoch vor Medien und Analysten in Zürich. In den Bereichen Faltkarton und Wellkarton dürfte der Auftragsbestand sehr tief sein, im Bereich Flexible Materialien sei er dagegen noch okay. Bobst werde auf die Entwicklung der Nachfrage sehr flexibel und rasch reagieren, gibt Koopmann als Motto für das kommende Jahr aus. 


Bestellungen seit September rückläufig
Entsprechend dem tiefen Auftragsbestand und den seit September rückläufigen Bestellungen ist gemäss Koopmann für das Gesamtjahr 2009 mit einem rückläufigen Umsatz und auch mit tieferen Gewinnzahlen zu rechnen.  Für das erste Semester 2009 wird unter Umständen gar ein Verlust nicht ausgeschlossen. «Ein Reinverlust im ersten Halbjahr ist möglich», sagte Finanzchef Christian Budry. Ob es Verlust gebe oder nicht, hänge vor allem von den Entwicklung in den ersten Monaten 2009 ab. Budry verwies gleichzeitig darauf, dass präzise Prognosen derzeit kaum möglich seien. Die Budgets der einzelnen Bereiche für das kommende Jahr würden erst erstellt.


«Schlüsselwerte» bewahren
Um wie viel der Umsatz zurückgehen müsste, dass Bobst in die Verlustzone rutschen würde, könne er derzeit nicht beziffern, erklärte Koopmann gegenüber AWP. Trotz der eher düsteren Aussichten will sich Bobst so gut als möglich «Schlüsselwerte» bewahren, um von einer Erholung der Märkte profitieren zu können. Dazu zählt Bobst die Entwicklung neuer Produkte, strategische Initiativen oder auch die Initiativen für eine «operational excellence». Ausserdem will Bobst sich bietende Übernahmemöglichkeiten im Auge behalten. 


Kurzarbeit nicht ausgeschlossen
Die eingeleiteten Massnahmen, um sich der neuen Nachfragesituation anzupassen, umfassen die Reduktion von Überstunden und Feriensaldi, den Vorbezug von Ferien oder den Abbau von Temporärarbeitskräften, gab Bobst bereits anlässlich der Gewinnwarnung von Ende Oktober bekannt. Dauere die Flaute länger, könnte noch Kurzarbeit eingeführt werden, so Koopmann. Arbeitsplätze möchte er wenn irgendwie möglich nicht abbauen, da nachher das Knowhow der Fachkräfte bei wieder steigenden Verkaufszahlen fehlen würde.


«Das Jahr 2009 wird schwierig»
Auf die Frage, wie sich denn seine Gefühlslage mit Blick auf 2009 umschreiben liesse, meinte Koopmann gegenüber AWP: «Das Jahr 2009 wird schwierig.» Es gebe aber auch positive Aspekte, fügte er hinzu. Einerseits werde das Jahr für alle schwierig, also auch für die Konkurrenten. Andererseits sei Bobst solider aufgestellt als andere, vergleichbare Unternehmen.


Mittel- und langfristige Ziele bekräftigt
Nicht abrücken will der Bobst-Chef denn auch von den Ende 2007 genannten – und damals erhöhten – mittel- und langfristigen Zielen. «Wir wissen einfach nicht, wann wir diese erreichen.» Bobst hat sich damals für die Periode 2011 bis 2015 die Ziele folgendermassen gesetzt: Das organische Wachstumsziel liegt bei 3,5 bis 4,5% im Jahr. Von den Bereichen soll das Segment Faltkarton um 3,5 bis 4,5% wachsen, das Segment Wellkarton um 3 bis 4% und der Bereich Flexible Materialien um 5 bis 6%.


Eigenkapitalquote von 40 bis 45% im Visier
Die EBIT-Marge für den Konzern soll auf 11 bis 13% steigen. Bei den Bereichen liegt die Zielgrösse für Faltkarton bei 13 bis 16%, für Wellkarton bei 9,5% bis 12,5% und für Flexible Materialien bei 5 bis 8%. Weiter will Bobst eine Kapitalrendite (ROCE) von 13 bis 15% sowie eine Eigenkapitalquote von 40 bis 45% erreichen. Für die Dividende strebt Bobst eine Payout-Ratio von rund 50% an. Bisher lag der definierte Zielwert bei 40 bis 50%.


Gewinnwarnung im Oktober
Ende Oktober hatte Bobst bereits eine Gewinnwarnung für das Geschäftsjahr 2008 publiziert. Demnach soll der Umsatz in den Bereich von 1’650 bis 1’700 Mio CHF zurückgehen. Aber auch der operative und der Reingewinn werden tiefer ausfallen als 2007, hiess es damals. Am Mittwoch stehen die Bobst-Aktien am frühen Nachmittag und nach einem positiven Start nun leicht unter Druck und geben um 2,2% auf 33,25 CHF nach. (awp/mc/ps/25)

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