Boeing: Erneute Verzögerung – Boeings 787 Dreamliner kommt erst im Herbst 2009

Das erste Flugzeug werde nun vor allem wegen Zulieferproblemen erst im dritten Quartal nächsten Jahres ausgeliefert, gestand Boeing ein. Ursprünglich sollte dies schon in diesem Mai der Fall sein. Boeing hat damit den Zeitplan für das Prestigeprojekt bereits zum dritten Mal binnen nur sechs Monaten über den Haufen geworfen. Die Börse reagierte mit einem Kursplus: Die Aktie stieg zum Handelsstart um rund drei Prozent auf 77,27 Dollar. Händler werteten den neuen klaren Zeitplan nach der Ungewissheit zuletzt sowie die unveränderte Gewinnprognose positiv.


Probleme mit Zulieferern
Ähnlich wie einst die EADS-Tochter Airbus beim Start des Grossraumfliegers A380 litt Boeing beim Dreamliner fast von Beginn an unter massiven Schwierigkeiten. Das Projekt setzt wie nie zuvor auf zahlreiche Zulieferer und läuft wegen Mängeln dort aus dem Ruder. Bei den Kunden ist die 787 jedoch jetzt schon ein Verkaufsschlager: Mit aktuell mehr als 850 Bestellungen ist der Dreamliner das meistgeorderte Flugzeug der Konzerngeschichte.


Umsatzausfälle drohen – Gewinnziel für 2008 bestätigt
Boeing drohen nun vor allem im Jahr 2009 weitere Umsatzausfälle in Milliardenhöhe und laut Experten womöglich auch Strafzahlungen. Die Forschungs- und Entwicklungskosten steigen laut Boeing zudem. Der Konzern bekräftigte aber für 2008 ausdrücklich seine Gewinnziele. Analysten gehen trotz der Probleme am Ende von einem grossen Erfolg des Flugzeugs aus.


Erstflug im vierten Quartal 2008
Der Erstflug des Dreamliner ist nun für das vierte Quartal dieses Jahres geplant statt wie zuletzt bis zur Jahresmitte. In 2009 sollen nur etwa 25 Maschinen an die Kunden gehen von einst geplanten mehr als 100. Das erste Exemplar hat die japanische All Nippon Airways geordert, die nun bis zu 19 Monate länger warten muss als anfangs geplant. Zuletzt hatte Boeing im Januar die Termine zum zweiten Mal geändert und die Auslieferung von Ende 2008 auf Anfang 2009 verschoben. Der Flugzeugbauer wechselte zudem den Chef des Programms aus.


Neue Versprechungen
Hauptgründe der Verzögerungen seien, dass in der Endmontage Arbeit der Zulieferer übernommen werden müsse. So dauerten Zusammenbau und Tests länger als erwartet, sagte der Chef der Verkehrsflugzeugsparte bei Boeing, Scott Carson. Im neuen Zeitplan sei aber zusätzlich Luft vorgesehen. Wie auch bei den früheren Verzögerungen versprach Carson, dass die neuen Fristen eingehalten würden. Boeing wolle eng mit den Kunden zusammenarbeiten, um die Folgen der Verspätungen zu mildern.


Boeing-Kunden haben keine Wahl
Den Konkurrenten Airbus hatte eine fast zweijährige Verzögerung beim Superjumbo A380 in eine schwere Krise gestürzt. Unzufriedene Boeing-Kunden haben aber keine grosse Wahl: Das Airbus-Pendant zum Dreamliner, der neue Langstreckenflieger A350XWB, musste bisher ebenfalls mehrfach überarbeitet werden und soll erst 2013 auf den Markt kommen. In Medien war spekuliert worden, Boeing würde eine der drei geplanten Varianten des Dreamliner aufschieben oder ganz kippen. Dazu äusserte sich Boeing zunächst nicht.


Erst Ende März hatte Boeing von einem wichtigen Zulieferer 50 Prozent der Anteile an einem US-Werk übernommen. Beobachter werteten dies als Rückschlag für Boeings Strategie, wie nie zuvor weite Teile der Produktion auszulagern. Der Konzern wollte so Kosten und Risiken verteilen. Eine Herausforderung ist auch die Gesamtkonstruktion aus neuen Werkstoffen wie leichter Kohlefaser (Carbon) und sparsamen Triebwerken, die das Fliegen günstiger machen sollen. (awp/mc/pg)

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