«Wir sind gut aufgestellt, um 2011 und darüber hinaus zu wachsen.» Erst einmal muss Boeing aber die Folgen der Krise verkraften. Der Umsatz fiel von April bis Juni um 9 Prozent auf 15,6 Milliarden Dollar. Der Gewinn sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21 Prozent auf unterm Strich 787 Millionen Dollar. Die Aktie büsste im frühen New Yorker Handel rund 2 Prozent ein.
Airbus behält Nase vorn
Mit der Rezession waren die Passagierzahlen zurückgegangen, die Fluggesellschaften stornierten daraufhin viele ihrer Bestellungen oder zögerten sie hinaus. Im zweiten Quartal lieferte Boeing lediglich 114 Maschinen aus, der europäische Erzrivale Airbus kam immerhin auf 128 Flieger. Vor einem Jahr hatte Boeing noch 125 Maschinen an die Kunden übergeben. Mit der wirtschaftlichen Erholung wagen sich die Airlines jedoch wieder aus der Deckung. Sie bestellten bei Boeing im Quartal unterm Strich 68 Maschinen. Im Vorjahreszeitraum waren es lediglich fünf gewesen. Der Konzern hatte damit Ende Juni 3304 Flieger in seinem Auftragsbuch – im Wert von 252 Milliarden Dollar.
Erneute Verzögerungen bei 787 «Dreamliner»
Die frühere Zurückhaltung der Kunden wird sich aber noch deutlich auf das Geschäft im restlichen Jahr auswirken. Boeing erwartet weiterhin, dass der Umsatz von 68,2 Milliarden Dollar auf 64 bis 66 Milliarden Dollar fällt. Erst 2011 soll es wieder aufwärtsgehen, wenn die Produktion des Langstreckenfliegers 787 «Dreamliner» und des überarbeiteten Jumbojets 747-8 voll angelaufen ist. Langsam schwindet aber bei Boeing die Hoffnung, die beiden wichtigen Typen bis Ende des Jahres an die ersten Kunden übergeben zu können. Beim «Dreamliner» warnte der Hersteller vor dem Risiko einer «Verschiebung um mehrere Wochen». Die Maschine liegt bereits zweieinhalb Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Beim Jumbojet spricht Boeing davon, dass sich die Auslieferung auf Anfang 2011 verzögern könnte.
Probleme auch beim Airbus A400M
Die andauernden technischen Schwierigkeiten kosteten Boeing bereits einen Milliardenbetrag und sorgten unter den Fluggesellschaften für Frust. Mit ähnlichen Problemen schlug sich der Erzrivale Airbus bei seinem doppelstöckigen A380, bei der Langstreckenmaschine A350 und dem Militärtransporter A400M herum. Die Verzögerungen hatten den Gewinn bei Boeing einbrechen lassen. In diesem Jahr erwartet der Konzern eine Erholung auf 3,50 bis 3,80 Dollar je Aktie – doppelt so viel wie im Krisenjahr 2009. Auf der wichtigen Luftfahrtmesse im britischen Farnborough vor wenigen Tagen hatten sowohl Boeing als auch Airbus milliardenschwere Aufträge für neue Flieger eingesammelt.
Sicherheitssparte schwächelt
Boeing mischt neben Verkehrsflugzeugen auch noch in der Raumfahrt mit, baut Kampfjets und Hubschrauber und liefert Sicherheitstechnik. Darauf entfiel zuletzt ein Drittel des Konzernumsatzes. Doch die in der Krise vergleichsweise stabile Sparte schwächelt. Konzernchef McNerney machte dafür die Budgeteinschnitte beim US-Militär und anderen Streitkräften verantwortlich. Die konzernweiten Aufträge schrumpften deshalb um 1 Prozent auf 312 Milliarden Dollar. Boeing hofft nun auf den Zuschlag beim «Jahrhundert-Deal» für 179 neue Tankflugzeuge für die US Air Force. Der Wert liegt bei mindestens 35 Milliarden Dollar, Folgeaufträge noch nicht mit eingerechnet. Auch Airbus und ein Konsortium mit dem ukrainischen Hersteller Antonow kämpft um das Megageschäft. Der Tankerauftrag ist zum dritten Mal ausgeschrieben, Airbus hatte ihn zuletzt nach einer Intervention von Boeing wieder verloren. (awp/mc/ps/28)