Der Grund seien Fehler in der Aussenhaut der Kohlefaser-Konstruktion, bestätigte eine Boeing-Sprecherin am Freitag auf Anfrage. Erst im Juni hatte der Flugzeugbauer völlig überraschend den Erstflug des Langstreckenflugzeugs bereits zum fünften Mal auf noch unbestimmte Zeit verschoben. Das Problem waren ebenfalls Probleme mit der komplizierten Kunststoff-Technik an der Verbindung zwischen Rumpf und Flügeln.
Fehler verschwiegen
Besonders pikant: Schon damals waren Boeing die nun eingeräumten Fehler an den Teilen aus dem italienischen Alenia-Werk bekannt. Der Hersteller verschwieg sie aber. Seitdem würden in der Fabrik im süditalienischen Grottaglie keine neuen Rumpfteile mehr gefertigt, bestätigte Boeing-Sprecherin Loretta Gunter den ursprünglichen Bericht eines Branchendienstes. Der Terminplan des neuen Dreamliners lief Boeing vor allem aus dem Ruder, weil der Hersteller aus Zeit- und Kostengründen so stark wie nie zuvor auf Zulieferer setzte. Alenia ist nur einer von Hunderten weltweit. Inzwischen holte der Konzern viele Arbeiten wieder in die eigenen Werke zurück und kaufte dafür sogar auch Zulieferer auf.
Vom Traum zum Alptraum
Die Produktion des Dreamliner wird für Boeing damit immer mehr zu einem Alptraum. Dem Hersteller drohen bisher nicht bezifferte hohe finanzielle Belastungen durch Entschädigungen für Kunden, die auf ihre Maschinen warten. Einige Fluggesellschaften stornierten ihre Bestellungen bereits. Mit zuletzt rund 850 Aufträgen von gut 50 Fluggesellschaften ist das Modell aber noch immer das meist bestellte Flugzeug der Konzerngeschichte.
Neuer Zeitplan soll bis September folgen
Bis spätestens Ende September will Boeing nach jüngsten Angaben einen neuen Zeitplan für den Dreamliner vorlegen. Auch Wettbewerber Airbus kämpft bei mehreren Projekten mit massiven Verzögerungen. Boeing habe bereits eine einfache Lösung für das neue Problem gefunden, sagte Gunter. Die Korrektur werde nun an den bereits fertigen Rumpfteilen vorgenommen. Der neue Fehler hätte den Erstflug zeitlich nicht gefährdet, so die Sprecherin. Die Testflugzeuge seien davon nicht betroffen gewesen. Das Alenia-Werk arbeite zudem weiter an den bereits begonnenen Rumpfteilen. (awp/mc/ps/20)