Börse straft Porsche für geplanten VW-Einstieg ab

Führende Banken stuften ihre Anlageempfehlungen herab und zweifelten zunächst an den von Porsche genannten strategischen Vorzügen der Partnerschaft. Umgekehrt lobten Marktexperten die Perspektive für VW. Europas grösster Autokonzern könne nun in Ruhe die Sanierung fortsetzen und sei für gierige Finanzinvestoren aus dem Ausland keine attraktive Beute mehr.


«Das Bargeld können Sie sich abschminken!»
Kritisiert wurde vor allem, dass Porsche mit drei Milliarden Euro für den Deal fast alle Rücklagen auf einen Schlag aufbrauchen wird. Für die Aktionäre sei damit mittelfristig der Traum einer Sonderdividende oder eines Aktienrückkaufprogramms ausgeträumt. Die Deutsche Bank brachte dies besonders drastisch auf den Punkt: «Das Bargeld können Sie sich abschminken!» Er frage sich, ob Produktpartnertschaften mit VW den Einsatz von drei Milliarden Euro rechtfertigten, sagte Christian Breitsprecher, Auto-Analyst des grössten deuts chen Kreditinstituts.


Sportcoupe «Panamera» vielleicht doch noch im Verbund mit VW
In dieselbe Kerbe hieb die HypoVereinsbank. Der Kapitaleinsatz für Porsche sei hoch, die Enttäuschung für die Vorzugsaktionäre gross: «Viele Anleger werden kritisieren, warum das Management eine Investition mit einer Rendite von zwei Prozent einer Ausschüttung oder aber weiteren Fahrzeugprojekten vorzieht», sagte HVB-Analyst Georg Stürzer. Langfristig könne sich die Investition für Porsche aber noch auszahlen. Das bislang in Eigenregie für 2009 geplante Sportcoupe «Panamera» werde nun vielleicht doch noch im Verbund mit VW und damit für Porsche deutlich billiger produziert.


Frust wird sich wohl in Grenzen halten
So wird sich der Frust bei den Porsche-Aktionären wohl in Grenzen halten. Diese haben in der Vergangenheit hervorragend mit dem Papier verdient. Allein in den zurückliegenden fünf Jahren hat sich der Aktienkurs etwa verdreifacht. Der Konzern hat gerade im 11. Jahr in Folge einen Rekordgewinn erzielt und kontinuierlich die Ausschüttung erhöht – im Geschäftsjahr 2003/04 betrug die Dividende je Vorzugsaktie 4,00 Euro.


Künftig grösster VW-Anteilseigner
Mancher Aktionär wird sich aber daran gewöhnen müssen, dass Porsche neben dem als Heiligtum gepflegten Sportwagengeschäft künftig als grösster VW-Anteilseigner indirekt auch Mitverantwortung für das schwierige Massengeschäft übernimmt. Auch für Porsche-Chef Wendelin Wiedeking selbst beginnt eine neue Zeitrechnung: Es wird erwartet, dass der ehrgeizige Topmanager bald in den VW-Aufsichtsrat einziehen wird. Und ist der viertgrösste Autokonzern der Welt erst einmal saniert, könnte den 53-Jährigen womöglich auch der Chefsessel im VW-Vorstand reizen. (awp/mc/gh)

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