Boni-Regen der Credit Suisse sorgt weiterhin für Gesprächsstoff

«Nun zahlt es sich für diejenigen Leute aus, welche die CS zu dem gemacht haben, was sie heute ist», sagte Grübel, der heutige Boss von Konkurrentin UBS, in einem Interview mit der Zeitung «Sonntag». Grübel war Chef der Grossbank, als sie im Jahr 2005 mit dem umstrittenen Bonusprogramm die Kaderleute längerfristig an sich binden wollte. Das Anreizprogramm verknüpfte die Boni für das Geschäftsjahr 2004 mit dem längerfristigen Erfolg der Bank.


Langfristige Erfolgsanreize geschaffen
Die Bank habe 2003 in Schwierigkeiten gesteckt, weshalb die Verantwortlichen in den folgenden zwei Jahren «wenig Cash» erhalten hätten, sagte Grübel. Durch das Bonusprogramm habe die CS langfristige Erfolgsanreize geschaffen – «genau das, was ja heute überall gefordert wird.»


Raaflaub: «Starker Hebeleffekt»
Kritik an den CS-Boni wurde in der gleichen Zeitung von der Finanzmarktaufsicht geäussert. Finma-Direktor Patrick Raaflaub sprach von einem «starken Hebeleffekt», welcher dadurch entstehe, dass die Boni-Programme zu einem Zeitpunkt aufgesetzt wurden, als der Aktienkurs sehr tief war, während er heute wesentlich höher ist. Diesen Hebeleffekt halte er für problematisch – insbesondere, wenn er nicht auch nach unten wirken könne. Er schliesse es nicht aus, dass die Finma einzelne dieser Instrumente heute nicht mehr gutheissen könnte.


Kritik auch an der UBS
Der Finma-Chef kritisierte auch Rivalin UBS. Bei dieser Bank sei insbesondere zu bemängeln, dass sie ihr Vergütungssystem laufend ändere. Dieses müsse für eine gewisse Zeit stabil bleiben, forderte er.


Gefahr für Glaubwürdigkeit des marktwirtschaftlichen Systems
Für den Berner Professor Norbert Thom sind Bonusprogramme wie jenes der Credit Suisse eine Gefahr für die Glaubwürdigkeit des marktwirtschaftlichen Systems. «Der Selbstbeschränkungsmechanismus funktioniert nicht.» Unternehmensführer müssten immer berücksichtigen, wie ihre Entscheide im Land, in dem sie tätig sind, aufgenommen werden, sagte der Professor für Betriebswirtschaftslehre in einem Interview in der «Berner Zeitung» vom Samstag.


Der Himmel als Grenze
«Bei guter Entwicklung kennen diese Manager nur den Himmel als Grenze, bei schlechter Entwicklung muss dann der Staat einspringen. Es ist also ein Spiel ohne volles Risiko. Das ist stossend,» sagt Thom weiter. Hohe Einkommen würden eher akzeptiert, wenn die Akteure auch alles verlieren können.


Aktien im Wert von 3 Mrd. Franken für CS-Manager
Die Credit Suisse hatte am Mittwoch bekannt gegeben, dass sie aus dem langfristigen Bonusprogramm für das Geschäftsjahr 2004 ihren ranghohen Managern Aktien im Wert von über 3 Mrd CHF auszahlt. In den Genuss der Aktienausschüttungen kommen 400 Spitzenleute, welche die Credit Suisse im Jahr 2005 längerfristig an sich binden wollte. Einer der Manager, die in das so genannte Performance Incentive Program eingebunden wurden, ist der heutige CS-Chef Brady Dougan, der damals Chef der CS-Investmentbank war. Er erhält über 1,3 Mio Aktien, welche zum Schlusskurs vom Mittwochabend einem Gegenwert von 70,9 Mio CHF entsprachen.


Auch die UBS steht wegen ihrer Boni unter Beschuss. Denn obwohl die Grossbank 2009 einen Verlust von 2,74 Mrd CHF gemacht hat, werden fast 3 Mrd CHF an variablen Vergütungen ausbezahlt. (awp/mc/pg/04)

Schreibe einen Kommentar