BP-Chef Hayward im Kreuzverhör – Entschuldigung im Kongress

Und versprach, die Sache «in Ordnung zu bringen». Hayward gab auch zu, dass die Sicherheitstechnologien bei Tiefseebohrungen «deutlich» verbessert werden müssten. BP werde tun, «was wir können, um sicherzustellen, dass das nicht noch einmal passiert».


Profite wichtiger als Sicherheit
Im Ausschuss waren zuvor die Messer gewetzt worden: Der demokratische Vorsitzende Bart Stupak äusserte die Erwartung, dass Hayward in der Anhörung «zerstückelt» werde. US-Medien sprachen von einem Auftritt vor einem Erschiessungskommando. Tatsächlich hagelte es von der ersten Minute an nur so Kritik: Mitglieder des Energie-Ausschusses warfen Hayward in scharfen Worten vor, immer wieder Berichte über Sicherheitsprobleme auf der Bohrinsel «Deepwater Horizon» ignoriert zu haben. Profite seien für das Unternehmen wichtiger gewesen. Ausserdem habe BP falsche Angaben über das Ausmass des Ölaustritts ins Wasser gemacht. Um Geld zu sparen und schneller Gewinne einfahren zu können, habe sich BP wiederholt für billigere und damit riskante Technologien entschieden. Hayward wurde von lauten Rufen einer mit Öl beschmierten Demonstrantin unterbrochen, als er seine Erklärung verlesen wollte. Die Frau wurde von Sicherheitsbeamten überwältigt und abgeführt.


Obama hätte den BP-Chef schon lange gefeuert
Es war das erste Mal seit der Explosion der Bohrinsel «Deepwater Horizon» am 20. April, dass der BP-Chef persönlich dem Kongress Rede und Antwort stand. Hayward ist in den Wochen seit Beginn der Katastrophe in den USA zum «Gesicht der bösen BP» geworden. Er spielte nicht nur das Ausmass des Desasters zunächst herunter, er beklagte sich auch darüber, wie zeitaufwendig der Kampf gegen die Katastrophe sei: «Ich will mein Leben zurückhaben.» Obama war so wütend auf Hayward, dass er noch vor kurzem in einem Interview sagte, dass er den BP-Chef schon längst gefeuert hätte – wenn er es könnte. Hayward bemühte sich in seiner Aussage vor dem Ausschuss nun sichtlich um eine persönliche Note, versuchte zu zeigen, dass ihm das Schicksal der Menschen, Tiere und der Natur in der Krisenregion am Herzen liegt. Er bedauere die Katastrophe zutiefst, sagte er. Als er erfahren habe, dass elf Menschen bei der Bohrinsel-Explosion ums Leben gekommen seien, «war ich persönlich am Boden zerstört (…) Meine Trauer hat im Laufe des Desasters nur noch mehr zugenommen.» Er verstehe voll und ganz den Ernst der Lage, versicherte Hayward.


Treuhandfonds mit 20 Milliarden US-Dollar
Niemand könne bisher sagen, wodurch die Katastrophe verursacht worden sei, dazu sei es zu früh. Im Groben führte Hayward das Unglück aber auf eine Kombination von verschiedenen Problemen zurück, darauf deuteten interne Untersuchungen hin: Es scheine, dass eine Reihe von «Prozessen, Systemen und Ausrüstungen» versagt habe. Hayward listete sieben Bereiche auf, auf die sich interne Untersuchungen konzentrieren. Vier davon betrafen den sogenannten Blowout-Preventer, ein Ventilsystem, das sich in Notfällen automatisch schliesst und damit den Ölstrom stoppt. Nur: In diesem Fall hatte das System nicht funktioniert. BP hat von Anfang an klargemacht, dass es sich für dieses Versagen nicht verantwortlich fühlt. Bereits am Mittwoch hatte sich der Konzern bemüht, die Wogen zu glätten. BP erklärte sich bereit, einen Treuhandfonds im Umfang von 20 Milliarden Dollar einzurichten. Aus diesem Topf sollen die Ölpest- Opfer entschädigt werden. Ausserdem will das Unternehmen 100 Millionen Dollar für Ölarbeiter bereitstellen, die durch die Katastrophe arbeitslos geworden sind. Diese Massnahmen wurden bei einem Treffen mit Präsident Barack Obama im Weissen Haus vereinbart. Angesichts der Katastrophen-Kosten will BP in diesem Jahr keine Dividenden an seine Teilhaber auszahlen.


Reaktionen auf die Katastrophe seien erbärmlich
Bereits zum Auftakt der Anhörung machten aber insbesondere demokratische Ausschussmitglieder klar, dass sie durch diese Schritte keineswegs besänftigt sind. «Wir konnten keine Beweise dafür finden, dass Sie den Risiken, die BP eingegangen ist, irgendwelche Aufmerksamkeit geschenkt haben», sagte der Abgeordnete Henry Waxman. Auch Stupak sprach von grober Fahrlässigkeit. «Was wir bisher erfahren haben, ist alarmierend.» Im übrigen seien die Reaktionen auf die Katastrophe genau so erbärmlich gewesen wie die Sicherheitsmassnahmen davor. Schützenhilfe kam dagegen vom Republikaner Joe Barton. Er entschuldigte sich bei Hayward dafür, dass das Weisse Haus BP zur Einrichtung des 20-Milliarden-Fonds gezwungen habe. Er sprach von einer beschämenden Erpressung des Unternehmens, dem mit strafrechtlichen Ermittlungen gedroht worden sei.


(awp/mc/hfu/04)

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