BP fängt offenbar mehr Öl durch Trichter auf

Am Samstag hatte der Sonderbeauftragte der US-Regierung, Admiral Thad Allen, gesagt, in den ersten 24 Stunden nach Inbetriebnahme der Absaugvorrichtung seien rund 950’000 Liter Öl aufgenommen worden.  Allerdings herrscht Unklarheit darüber, wieviel Öl bislang in den Golf von Mexiko strömte. Schätzungen von Experten der Regierung zufolge waren es täglich zwischen 1,9 und drei Mio Liter. BP fängt damit momentan möglicherweise lediglich etwas mehr als die Hälfte des Öls auf.


Noch strömt Öl aus Ventilen
Am Donnerstag hatte BP mit Unterwasser-Robotern in rund 1600 Metern Tiefe den Trichter auf die gekappte Steigleitung des defekten Bohrlochs gestülpt. Die Konstruktion soll das Abpumpen des ausströmenden Öls ermöglichen. An dem Trichter sind Ventile angebracht, die die Bildung von Eiskristallen verhindern sollen. An solchen Eiskristallen war ein erster Versuch gescheitert, mit einer Stahlglocke das auslaufende Öl einzufangen und abzusaugen. Durch die Ventile strömt derzeit noch Öl aus, sie sollen nach und nach geschlossen werden.


Weitere Absaugevorrichtung soll installiert werden
In der BBC kündigte Hayward an, im Laufe der Woche solle eine weitere Absaugevorrichtung installiert werden. Dann könne «ein Grossteil» des Öls aufgefangen werden. Bis Monatesende wolle BP zudem eine stabilere Vorrichtung anbringen, die auch die Hurrikans der Ende August beginnenden Sturmsaison aushalten. Endgültig geschlossen werden kann das Loch vermutlich erst, wenn Entlastungsbohrungen vorgenommen wurden. Die Arbeiten werden vermutlich bis August dauern.


Ölteppich erreicht Florida
Nach den Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama näherte sich der Ölteppich unterdessen den weissen Sandstränden Floridas. Die Zahl der verendeten und ölverseuchten Tiere steigt täglich. Rund ein Drittel der US-Gewässer im Golf sind für die Fischerei gesperrt. Dies entspricht einer Fläche von 202’582 Quadratkilometern. Das ist mehr als die Hälfte Deutschlands. BP hat die Bohrplattform «Deep Horizon» von der Transocean Ltd geleast.


Ölpest dauert gemäss Einsatzchef bis ‹weit in den Herbst›
Das Öl-Drama wird nach offizieller Einschätzung noch monatelang weitergehen. Die gröbsten Umweltschäden zu beseitigen werde bis «weit in den Herbst» dauern, sagte Thad Allen, Einsatzchef der US-Regierung im Kampf gegen die Ölpest. Und das auch nur, wenn es dem BP-Konzern tatsächlich bis August gelinge, die ausser Kontrolle geratene Ölquelle komplett zu verschliessen. Das Öl sei ein «heimtückischer Feind» für die Strände, das Marschland und die Tierwelt, sagte der Admiral der Küstenwache am Sonntag in einem Fernsehinterview. «Das ist ein sehr, sehr, sehr grosses Problem.»


Obama: «Wir sind auf das Schlimmste vorbereitet»
Offizielle Schätzungen darüber, wie viel Öl tatsächlich aus dem Leck rund 70 Kilometer vor der Küste Louisianas kommt, schwanken zwischen 1600 und 3400 Tonnen täglich. Das Öl verteilt sich laut Allen fleckenartig über mehr als 300 Kilometer auf dem Wasser, wodurch die Eindämmung deutlich erschwert werde. «Es ist nicht ein einziger Ölteppich. Es sind buchstäblich hunderte und tausende kleiner Teppiche», sagte er. Auch US-Präsident Barack Obama warnte vor grossen Hoffnungen auf ein schnelles Ende der grössten Ölkatastrophe in der Geschichte des Landes. Die Folgen würden lange nachwirken. «Wir sind auf das Schlimmste vorbereitet», sagte er in seiner wöchentlichen Radio- und Internetansprache. «Uns stehen noch massive Aufräumarbeiten bevor.» (awp/mc/ps/01)

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