Falls der Versuch scheitere, habe BP noch «verschiedene andere Optionen» zum Schliessen des Lecks. Wie viel Öl insgesamt in der Quelle steckt, wolle BP nicht bekanntgeben. Der Ölkonzern habe bereits Vorkehrungen für den Einsatz einer neuen Technik getroffen, sagte die BP-Sprecherin weiter. Dabei handle es sich um ein Oberflächen-Abdichtungssystem. Bei dem Verfahren («lower marine riser package») soll das bestehende Steigrohr zur Quelle am Meeresgrund entfernt und durch ein neues, breiteres Rohr mit einer Ringdichtung ersetzt werden. Auf diese Weise solle der Grossteil des ausströmenden Öls und Gases aufgefangen werden.
Entlastungsbohrungen
Parallel dazu bohre BP weiter an zwei Stellen, um das bestehende Bohrloch zu entlasten. Damit sei am 2. und 16. Mai begonnen worden, sagte die Sprecherin. Diese Zapfquellen sollen innerhalb von drei Monaten einsatzbereit sein. Rund 1300 Schiffe seien im BP-Auftrag unterwegs, um ausgetretenes Öl aufzusammeln, chemisch aufzulösen oder mit Barrieren aufzuhalten. Mehr als 43 Millionen Liter Rohöl seien schätzungsweise bislang in den Golf von Mexiko geströmt. Für die Schäden wolle der Ölkonzern vollständig aufkommen, sagte die Sprecherin. «Wir sind stark genug, um die Forderungen zu tragen.»
Filz zwischen Behörden und Ölindustrie
Als Konsequenz aus der Katastrophe kündigte US-Präsident Barack Obama eine härtere Gangart gegenüber der Ölindustrie an. Es werde für die Firmen künftig wesentlich schwerer, Genehmigungen für Bohrungen in tiefen Küstengewässern zu erhalten, sagte er am Donnerstag in Washington Ausserdem würden die Sicherheitsanforderungen verschärft. Er wolle die «behagliche und manchmal korrupte Beziehung» zwischen den Behörden und der Ölindustrie beenden.
Obama erneut im Krisengebiet
So setzte Obama zwei geplante Probebohrungen vor Alaska aus und stoppte Verpachtungen im Golf vom Mexiko und vor der Küste des Bundesstaates Virginia. Auch über 30 laufende Bohrungen im Golf wurden gestoppt. Obama wird am Freitag im Bundesstaat Louisiana erwartet – zum zweiten Mal seit Beginn der Katastrophe. Die Bohrinsel «Deepwater Horizon» war am 20. April im Golf von Mexiko explodiert. BP hatte sie von Transocean geleast. Zwei Tage später sank die Plattform, das aus dem Bohrloch strömende Öl bedroht die Küstengebiete mehrerer südlicher US-Bundesstaaten.
Transocean: Genauer Grund für Explosion noch nicht bekannt
Der Ölbohrkonzern Transocean kennt den genauen Grund für die Explosion der Bohrinsel «Deepwater Horizon» noch nicht. Es gebe aber eine Reihe von Anhaltspunkten, sagte Transocean-CEO Steven L. Newman am Freitag im Rahmen einer Telefonkonferenz. So hätten die Mitarbeiter sehr wenig Zeit gehabt, auf die Vorkommnisse zu reagieren. Sicherheitsfunktionen der Anlage seien wenige Tage vor dem Vorfall getestet worden.
Konsequenzen aus Obamas Ankündigung noch unklar
Zudem wiederholte der Transocean-Chef frühere Aussagen, wonach die Ausschüttung einer Dividende den Konzern nicht daran hindern werde, den finanziellen Verpflichtungen aus dem Unglück nachzukommen. Aktienrückkäufe tätige das Unternehmen derzeit nicht, weil es nicht von den jüngsten Kursrückgängen profitieren wolle. Die zusätzlichen operativen Kosten werden für 2010 weiterhin bei 200 Mio USD gesehen, wie das Management erklärte. Es gebe kein Update der finanziellen Guidance von Anfang Mai. Die genauen Konsequenzen der jüngsten Ankündigungen des US-Präsidenten Barack Obama für die Branche seien noch nicht klar, hiess es weiter.
Langfristige Perspektiven für Transocean «robust»
Kurzfristig könnten sich die Pläne der Regierung negativ auf die Geschäftsperspektiven auswirken, so CEO Newman weiter. Die langfristigen Perspektiven für die Aktivitäten in den Bereichen «Deepwater» und Ultra-Deepwater» seien jedoch robust und die USA nach wie vor ein attraktiver Markt. Die Bohrinsel «Deepwater Horizon» war am 20. April im Golf von Mexiko explodiert. BP hatte sie von Transocean geleast. Zwei Tage später sank die Plattform; das aus dem Bohrloch strömende Öl bedroht die Küstengebiete mehrerer südlicher US-Bundesstaaten. (awp/mc/ps/24)